Rubrik:
arbeitsmarkt
16.09.2020
Autor:
Hannah
Rubrik:
arbeitsmarkt
16.09.2020
Liebe abi.de-Blog-Leserinnen und -Leser,
wie in meinem letzten Beitrag angekündigt, möchte ich euch heute noch einmal ein kurzes Resümee über die Ausbildung zur Lehrerin für Sonderpädagogik geben. Das gesellschaftliche Bild von Lehrerinnen und Lehrern könnte besser sein, die Situation des Lehrermangels, der nicht gerade entspannte Berufsalltag und dann wäre da noch dieses Referendariat, von dem alle immer nur erzählen, wie furchtbar es ist… Ich möchte da gerne etwas entgegensetzen und dich ermutigen: Das Referendariat ist machbar! Niemand verlangt Unmögliches von dir, aber alle versuchen, das Beste aus dir herauszukitzeln. Daher ist das Referendariat natürlich eine Zeit voller Kritik und Anregungen von außen, die du irgendwie zu handlen lernen musst, aber es gibt als Lehrerin nicht den einen Weg. Das musste ich auch erst lernen, zuerst wollte ich immer alles „richtig“ machen und habe stundenlang über einem Unterrichtsthema gebrütet, weil ich nicht wusste, von welcher Seite aus ich es aufziehen möchte. Bis ich irgendwann gemerkt habe: Es ist alles möglich, ich muss mich nur einfach mal für eine Variante entscheiden.
Für mich ist der Lehrerberuf ein Beruf mit vielen Höhen und Tiefen. Manchmal denke ich, es wäre bestimmt entspannter, in einem Beruf zu arbeiten, der konstanter ist, in dem nicht so viel Unerwartetes passiert. Aber ich glaube, es würde mir fehlen, diese starken Höhen zu haben, wenn etwas gut gelungen ist, meine Schüler etwas Neues gelernt haben oder sich einander wertschätzend und sozialkompetent begegnen. Genauso gab es in meinem Referendariat wirklich tiefe Tiefpunkte, an denen ich überfordert mit Schülerverhalten war und mich nicht handlungssicher gefühlt habe. Aber selbst an diesen Tagen wusste ich irgendwie: Es war gut, dass ich für meine Schüler da war, dass ich ihnen den Raum gegeben habe, ihre Emotionen auszudrücken, und es ist gut, dass ich morgen wiederkomme und wir zusammen eine neue Chance haben.
Ich finde die Arbeit als Lehrerin unheimlich wertvoll und ich liebe es, Kinder auf ihrem Weg zu begleiten und zuzusehen, wie sie sich entwickeln. Ich weiß nicht, ob das zu jeder Zeit reicht, um auch die Tiefen auszuhalten. Ich bin ein sensibler Mensch und kann mir vorstellen, dass mir das irgendwann einmal zu viel werden könnte. Aber vielleicht führt mich mein Weg ja auch an die Hochschule zurück… Ich habe auf jeden Fall vor, nebenberuflich zu promovieren, um mir auch den Weg in diese andere Richtung zu ebnen.
Wenn du auch Lehrerin oder Lehrer werden möchtest, kann ich dich zu diesem Weg nur ermutigen! Es ist ein wertvoller und schöner Beruf, den man so und so ausführen kann. Durch die Verbeamtung und die pädagogische Freiheit ist es leider so, dass wenige arbeitsmüde Lehrer das Bild etwas in den Dreck ziehen, während wiederum andere es total übertreiben und nur noch für diesen Beruf leben (Beispiele dafür gibt es zu Genüge auf Instagram). Es ist eine Herausforderung, zwischen diesen Extremen seinen eigenen Anspruch zu finden und sich abzugrenzen. Zu überlegen: Wie viel Zeit möchte ich mit diesem Beruf verbringen und wie viel Freizeit brauche ich daneben? Was gibt mir Kraft, wie kann ich gut für mich selbst sorgen? Ich denke, das ist das Schwierigste an unserem Beruf, aber ich sehe mich selbst auf einem guten Weg.
Euch Leserinnen und Lesern wünsche ich für eure Zukunft alles Gute und ich bedanke mich herzlich dafür, dass ihr mich auf meinem Weg begleitet habt!
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