zum Inhalt

Freiwilligendienst im Ausland: Geburtstag

Blogger David mit einem Pappschild, auf dem MADRID steht.

Autor:
David

Rubrik:
orientieren

14.04.2020

Der Geburtstag ist für viele genauso wichtig wie Weihnachten. Wie Weihnachten war es aber für mich im Rückblick wieder kein Auslöser für Heimweh. Ehrlich gesagt war es ein Tag wie jeder andere und das meine ich im guten Sinne. Wir hatten so viel um die Ohren im Heim, da zwei Kinder abgehauen sind und es somit etwas stressiger wurde. Die Kinder werden im Heim keineswegs festgesetzt, weshalb der Begriff „Abhauen“ vielleicht einen falschen Eindruck erweckt. Die Tür wird lediglich aus Sicherheitsgründen nachts abgeschlossen, da es ja ein Schutzraum für die Kinder ist und kein Gefängnis. Wer das begründete Bedürfnis hat, das Heim zu verlassen kann jederzeit das Gespräch suchen und dann kann in Absprache mit anderen Heimen, dem Richter und der UPE (das peruanische Pendant zum Jugendamt) eine Lösung gefunden werden. Genau so wird es den Kindern und Jugendlichen kommuniziert, jedoch kommt es öfters vor, dass Kinder nicht mit Problemen zurechtkommen. Dieses Verhalten hat sicherlich seinen Ursprung in ihrer Vergangenheit und zeigt sich teilweise wiederkehrend. Dazu kommt noch die Pubertät, die die Sinne der Vernunft trüben kann. Aktuell sind beide Kinder wieder im Heim und werden aber demnächst, auf richterlichen Beschluss, an einen anderen Ort verlegt. Für die Entwicklung der Kinder ist es sicherlich maximal schädlich wenn sie in eines der staatlichen Heime kommen, da dort nur die Fälle untergebracht werden, die keiner haben will. Diese Ohnmacht vor dem unkoordinierten und schwachen Sozialsystem in Peru beschäftigt mich sehr, aber man kann nichts dagegen tun. Zurück zum Thema. Eine meiner Mitbewohnerinnen hat mir eine kleine Oreotorte gemacht, was mich sehr gefreut hat. Eine richtige Geburtstagsfeier gab es nicht. Natürlich haben mich viele Nachrichten aus Deutschland erreicht, aber es war dennoch ein sehr bodenständiger Tag. Das finde ich allgemein an meinem Aufenthalt in Peru sehr gewinnbringend. Zurück zum Wichtigen ist hier das Motto. Hühnerfüße in der Suppe statt Flanksteak. Kein Wettrennen um Status, Protz und anderem unwichtigen Hokuspokus. So lernt man, was einem wirklich wichtig ist. Eigentlich muss man am Geburtstag nicht im Heim arbeiten, aber ich bin trotzdem zu „meinen Jungs“ ins Jungenhaus und habe mit ihnen Zimtschnecken gebacken.