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Master live: k. und k.

Foto von abi>> Blogger Ferdinand

Autor:
Ferdinand

Rubrik:
orientieren

16.04.2020

Dass Geschichte allgegenwärtig ihre Spuren hinterlässt, ist nichts Neues. In Wien durfte ich das aber dennoch noch einmal neu erleben.
Denn in Wien begegnen mir immer wieder Verbindungen zu Tschechien. Dass das Gebiet des heutigen Tschechiens Teil von Österreich-Ungarn war, ist zwar schon über hundert Jahre her, dennoch sind gewisse Gemeinsamkeiten unverkennbar. Die zeigen sich zum Beispiel in der Architektur – in beiden Ländern sind in Alt- wie Neubauten WC und Badezimmer baulich getrennt, anders als ich es aus Deutschland gewohnt bin – oder aber auch in der Küche: So kann man in einem Wiener wie auch in einem Prager Wirtshaus ohne Probleme fleky / Fleckerl (eine Nudelart) auf der Speisekarte finden, oder auch palacinky / Palatschinken (Pfann- bzw. Eierkuchen).
Mir als sprachinteressiertem Menschen fallen vor allem die sprachlichen Gemeinsamkeiten auf. So hilft mir nicht selten das Tschechische zum Verstehen des Österreichischen. Beispiele gibt es etliche, ganze Monographien wurden bereits über den österreichisch-tschechischen Sprachkontakt verfasst. So intensiv habe ich mich zwar noch nicht mit dem Phänomen beschäftigt, dennoch schon meine Favoriten gefunden. So findet man, was in Deutschland plump „Tomate“ genannt wird, im österreichischen Supermarkt als „Paradeiser“. Und in Tschechien? Da wird das Gemüse als rajcatta verkauft – und „raj“ heißt Paradies. Doch nicht nur bei den Substantiven gibt es Ähnlichkeiten. So wird dat / geben ähnlich verwendet, nämlich in Form von etwas irgendwo hin- „tun“. Zudem wird im Tschechischen wie im Österreichischen eine Prüfung „aus“ einem Fach absolviert, man sitzt „beim“ und nicht am Tisch und geht nicht „zur“ Uni sondern „auf“ die Uni.
Die Verbindungen zwischen dem Tschechischen und dem Österreichischen zu suchen und zu beobachten, was von der jahrhundertelangen gemeinsamen Geschichte noch übriggeblieben ist, bereitet mit gerade viel Freude. Und so bin ich schon gespannt, über welche tschechisch-österreichisch-mitteleuropäischen Formulierungen ich noch stolpern werde.