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Mündliche Prüfung

Porträtfoto des Bloggers Antoine

Autor:
Antoine

Rubrik:
studium

17.08.2023

In der Soziologie und in geisteswissenschaftlichen Studiengängen generell sind die Prüfungskonditionen anders als beispielsweise in Medizin oder Jura. In der Soziologie geht es etwa in der Regel weniger darum, auswendig Gelerntes in Klausuren wiedergeben zu können. Ich hatte alle meine Klausuren in den ersten beiden Semestern, danach musste ich nie wieder eine Klausur schreiben. Wissen wird dann eher in Form von schriftlichen Aufsätzen, sogenannten Haus- oder Seminararbeiten, abgefragt. Dabei sucht man sich in Anlehnung an die im Seminar behandelten Inhalte ein Thema aus und bearbeitet eine Fragestellung, die man selbst erstellt.

In Jena gibt es aber noch eine weitere Prüfungsform, die ich an anderen Hochschulen noch nicht kennengelernt habe und deshalb an dieser Stelle kurz vorstellen möchte: die mündliche Prüfung. Der basale Unterschied liegt erst mal auf der Hand: Statt am Ende des Semesters eine Seminararbeit zu verfassen, muss man hier sprechen. Aber wie und worüber?

Im Vorfeld der eigentlichen Prüfung muss man auf Basis der Seminarinhalte ein etwa einseitges Thesenpapier in DINA A4 erstellen. Darin stellt man also Behauptungen auf, die man aus dem Seminarinhalt ableitet. Wenn es etwa um die Rolle von Wohneigentum in Paarbeziehungen ging, könnte man so beispielsweise sagen, dass Einfamilienhäuser intergenerationale Unterschiede verstärken. Diese These gilt es dann, kurz und präzise mit Fakten zu untermauern. Ein Thesenpapier besteht in der Regel aus drei bis vier solcher Thesen. Das fertige Papier schickt man dann einige Tage vor der eigentlichen Prüfung an die Lehrperson. Die eigentliche Prüfung dauert 30 Minuten. Hier stellt man zehn Minuten seine erarbeiteten Thesen vor, bevor sie in den nächsten 20 Minuten verteidigt werden müssen. Die Lehrperson stellt dazu kritische Nachfragen, auf die spontan reagiert werden muss. Die Note erhält man direkt im Anschluss.

Ich finde das Konzept einer mündlichen Prüfung super. Es ist im Vergleich zu Hausarbeiten weniger, aber intensiverer Aufwand. Man muss alle Inhalte des Seminars griffbereit haben, muss aber auch in der Lage sein, sein Wissen spontan auf die Anforderungen des Gesprächs anzupassen. Eine tolle Herausforderung!

Bis bald,

Dein Antoine