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Medizin studieren: Die Verteidigung

Foto von abi>> Blogger Johannes

Autor:
Johannes

Rubrik:
studium

14.10.2019

Nach einem Tag übertriebener Aufregung saß ich dann also eines Morgens im Dekanatsbüro, meinem Doktorvater und Zweitgutachter gegenüber. Eine Viertelstunde Vortrag über mein Thema, gefolgt von einer halben Stunde Fragen zum Thema, der Methodik, der Diskussion. Alles in allem klang das sehr machbar, aber eben auch irgendwie ziemlich stressig. In so einer halben Stunde kann man ganz schön viel Zeug gefragt werden. Als hätte er mir meine Bedenken im Gesicht abgelesen, meinte mein Doktorvater nur: „Jetzt machen Sie sich mal keine Gedanken, wir haben uns gestern Abend nicht zusammengesetzt und extra fiese Fragen ausgedacht, wir wissen ja schon, dass Sie Ahnung vom Thema haben, sonst hätten Sie die Arbeit im Labor nicht machen und letzten Endes ja auch nicht schreiben können!“.
Während des Vortrags war ich dann zwar doch ziemlich fahrig – eine absolut neue Erfahrung für mich, da ich Referate und Vorträge bisher nie als sonderlich belastend empfunden hatte. Doch das legte sich mit der Zeit und spätestens, als die Fragerunde begann, entspannte ich mich zunehmend. Es wurde klar, dass alle Horrorszenarien eben genau das waren: Hirngespinste. Die Fragen waren jetzt nicht selbsterklärend, aber eben keineswegs darauf ausgelegt, mir eine besonders schwere Zeit zu bereiten. Neben Hintergrundwissen wurde viel gefragt, was man noch hätte anders machen können oder wie sich bestimmte Dinge in Zukunft besser überprüfen ließen. Alles in allem ging die Fragezeit auch wirklich im Null-Komma-Nichts rum.
Und hinterließ mich, wieder einmal, mit dem Gefühl, mir ein bisschen zu viel Stress gemacht zu haben. Und mit einem unbeschreiblichen Hochgefühl. Drei Jahre hatte der Prozess nun gedauert, davon eineinhalb Jahre Labor und Auswertung sowie ein knappes halbes Jahr des Zusammenschreibens. Und eben ein gutes halbes Jahr des Wartens auf die Überprüfung der Arbeit. Und nun war es also geschafft, die Doktorarbeit ist in trockenen Tüchern!
Tragen darf ich den Titel allerdings erst, wenn ich dann fertiger Arzt bin, sprich in einem guten Jahr! Aber das kann ich dann auch noch gerade so erwarten!