Rubrik:
studium
27.12.2019
Autor:
Johannes
Rubrik:
studium
27.12.2019
Der nächste Stopp meiner Reise war der abgelegene Tortuguero-Nationalpark. Ohne Straßenverbindung zum dort gelegenen Ort blieb einem nur – entweder per Mini-Flugzeug, oder per Boot anzureisen. Ich entschied mich für Letzteres. Nicht zuletzt, da die Anfahrt über ein weit verzweigtes Flusssystem inmitten eines „Bilderbuch-Dschungels“ versprach, ein schönes Erlebnis zu werden. Diese Erwartung wurde mehr als erfüllt. Bereits auf dem Weg zum Nationalpark ließen sich Kaimane, Graureiher, Jesus-Christus-Basilisken, Brüllaffen und viele weitere Tiere beobachten. Im Ort Tortuguero angekommen sah man dann direkt, dass dieser Ort einzig für Touristen gebaut ist. Es lebten dort vor 30 Jahren nur ungefähr 250 Menschen, seitdem hat sich die Anzahl mehr als verzehnfacht. Unzählige lokale Guides bieten Schildkrötentouren, Nachtwanderungen, Kajak-Touren und dergleichen an, während man selbst erstmal völlig überfordert versucht, sich zur Unterkunft zu orientieren. Sobald man aber ein bisschen abseits ist, dünnt sich die Werbe-Dichte doch erheblich aus und man merkt langsam, was das für ein paradiesischer Ort ist. Die Schildkrötentour selbst hatte ich bei einer Biologin bereits im Voraus gebucht, in der Hoffnung, so auch mehr über die Schattenseiten des Tourismus und mehr über das Tier an sich zu lernen. Meiner Erfahrung nach neigen nämlich viele der „einfachen“ Guides dazu, ihren Gästen eine interessante „Show“ zu bieten und sich dabei über geltende Gesetze und Regeln hinwegzusetzen.
Meine Einschätzung, bei der Biologin an der richtigen Adresse zu sein, bestätigte sich; besonders als wir in der Kleingruppe sahen, mit welcher Rücksichtslosigkeit und Lautstärke manch andere Gruppen von ihren Guides über den Strand gejagt wurden.
Da die weiblichen Schildkröten zur Eiablage nachts an den Strand kommen und durch Licht und Geräusche sehr leicht irritiert werden, ist es eigentlich gängige Praxis, sich dunkel angezogen im „Schatten“ des Ufers aufzuhalten und zu warten, bis eine Schildkröte ihr Loch zur Eiablage gebuddelt hat. Erst dann kann man, lediglich mit Rotlicht leuchtend, sich von hinten an die Schildkröte heranwagen. In dem Zustand des Eierlegens ist die Schildkröte für die Dauer von circa 20 Minuten nämlich in einer Art Trance-Zustand, gleichzeitig aber natürlich für Raubtiere und andere Feinde sehr vulnerabel.
Schildkröten sind mehrere hundert Millionen Jahre alte Tiere, die Jahr ein Jahr aus ihre Eier im Sand vergraben. Und erst in den letzten 200 Jahren wurden sie durch den Menschen an den Rand der Auslöschung getrieben. Das Erlebnis zu sehen, wie eine 150 Kilogramm schwere grüne Wasserschildkröte im Sekundentakt insgesamt circa 120 Eier legte, war bisher jedenfalls eines der eindrucksvollsten Erlebnisse meines Lebens und hinterließ mich mit einer gehörigen Portion Ehrfurcht vor diesen Tieren und der Natur an sich.
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