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Schülerleben live: Hochsensibilität

Ein Porträt-Foto von Lina

Autor:
Lina

Rubrik:
orientieren

11.05.2020

Das erste Mal von Hochsensibilität gehört habe ich, als zwei Bookstagrammerinnen in einem Video über ihre Erfahrungen damit geredet haben. Und das zweite Mal erst vor kurzem, als ich einen Podcast gefunden habe, der sich nur mit diesem Thema beschäftigt.
Etliche Podcast-Folgen, Selbsttests und Infos sammeln später kann ich mit ziemlicher Sicherheit sagen, dass ich hochsensibel bin. Doch was heißt das überhaupt?
Kurz gesagt, nehmen Hochsensible viele Dinge stärker wahr als die meisten Menschen. Sowohl physisch als auch psychisch sind alle Empfindungen verstärkt. Man könnte sagen, dass alle Sinneswahrnehmungen ununterbrochen auf uns einströmen – und während die meisten Leute diese ausblenden können, gelingt dies Hochsensiblen nicht. Jede Hochsensibilität ist individuell, dabei handelt es sich aber nicht um eine Krankheit, es ist dennoch ein bisschen mehr als nur eine Charaktereigenschaft.
Bei mir zeigt sich meine Hochsensibilität körperlich und mental. Ich war schon immer sehr empfindlich, habe leichter gefroren als andere, bin bei dem kleinsten Kratzer zusammengezuckt und reagierte auch auf viele Pflegeprodukte.
Eine Mimose würden manche sagen oder eine „Prinzessin auf der Erbse“. Tja, vielleicht war die Prinzessin gar nicht so pingelig, sondern einfach nur hochsensibel? Darüber schon mal nachgedacht?
Auch meine Sinne sind sehr ausgeprägt: Ich kann Verkehrsschilder und Uhrzeiten aus jeder Distanz lesen, höre sowohl meine Schwester in ihrem Zimmer, als auch die Nachbarin durch die Wand telefonieren und bin die erste, die fragt, was denn so komisch riecht.
Mental ist es bei mir noch offensichtlicher. Ich bin sehr empathisch und leicht empfänglich für die Gefühle anderer. Für mich ist es schrecklich, jemanden oder etwas leiden zu sehen, Gewalt halte ich gar nicht aus. Ich verstand lange nicht, was meine Freundin meint, wenn sie mich harmoniebedürftig nennt, aber mittlerweile ist mir auch das klar.
Leider bringt dieses Hochsensibel-Sein auch Nachteile mit sich. Menschenansammlungen wie Feste oder Konzerte werden mir schnell zu viel, in der Gesellschaft vieler Menschen fühle ich mich unwohl. Ich bin sehr emotional und nehme Dinge, auch wenn sie gar nicht an mich gerichtet waren, schnell persönlich.
Dennoch finde ich es nicht schlimm, denn die Hochsensibilität ist ein Teil von mir. Viele der Eigenschaften, die ich an mir schätze, wie meine Empathie, und das daraus resultierende Verständnis, das ich andere entgegen bringe, gehen auf meine Hochsensibilität zurück.
Und da ich viele Details wahrnehme, die anderen vielleicht entgehen, habe ich nicht nur ein verbessertes Erinnerungsvermögen, sondern auch eine Liebe für all die kleinen Dinge, die in dieser lauten, unübersichtlichen Welt so schön sind.