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Schülerleben live: Wankelmut und Unsicherheit

Ein Porträt-Foto von Maril

Autor:
Maril

Rubrik:
orientieren

12.05.2020

Es ist soweit. Zwölf Jahre Schulzeit, die für mich den ersten großen Lebensabschnitt darstellen, sind nun fast vorbei. Die Betonung liegt auf dem Wörtchen „fast“. Denn nun kommt das, worauf wir alle hingearbeitet haben: die Prüfungen. Ich bin von Natur aus ein recht impulsiver Mensch. Um diesen Euphemismus, den mein Vater mit einem spitzbübischen Grinsen ins Leben gerufen hat, etwas genauer zu erklären: Ich neige zu Stimmungsschwankungen, ganz nach dem Motto „Himmelhoch jauchzend, zu Tode betrübt!“ Ich werde bei diesem Auszug aus einem meiner Lieblingsgedichte das Gefühl nicht los, dass Goethe mich damit beschreiben hat. Und nun stellt euch vor, dass dieser wankelmütige Charakter in eine Stresssituation gerät – und ja, ich halte die Abiturprüfungen für eine Stresssituation. Dabei bin ich nicht einmal ein Mensch, der zu übermäßiger Aufregung neigt. Trotzdem scheinen mich diese Tage kurz vor den Prüfungen zu belasten. Phasenweise gerate ich in Panik, weil die Prüfungen für mich wichtig sind und ich mich nicht ausreichend vorbereitet fühle. Von den Prüfungsergebnissen hängt für mich viel ab, da bei der Bewerbung für das Medizin-Studium eben der NC zählt. Dann habe ich wieder Momente, in denen ich schon fast zu gelassen an die bevorstehenden Prüfungen denke. Ein paar Stunden später holt mich meine Panik dann wieder ein und der Kreislauf beginnt von neuem. Eigentlich ist es kein Kreislauf, sondern eher ein Pingpong-Spiel. Der Stimmungswechsel kommt schnell und ruckartig und verleitet mich zwischen Stunden intensiven Paukens von historischen Abläufen oder biologischen Prozessen und einer entspannten Lesezeit im Garten hin und her zu springen. Ich kann euch versichern, dass das für mich und alle um mich herum kein Spaß ist.
Bald ist es soweit. Nach dieser letzten Hürde – es sind ja „nur“ fünf Prüfungen, wie uns unsere Lehrer immer versichern – ist es dann vorbei mit der Schule. Es wird ein harter, schneller Umbruch von der Schulzeit zur ominösen „Zeit danach“ werden, kein sanftes Ausklingen. Dank Corona gibt es dieses Jahr nicht einmal einen Abiball für meinen Jahrgang.
Sollte ich mit Blick in die Zukunft Angst haben, traurig sein oder jubilieren? Sollte ich mich vor den Prüfungen fürchten oder gelassen an die Sache herangehen? Eigentlich sind das nutzlose Fragen. Ich kann sie sowieso nicht beantworten, genauso wenig wie ich meine momentanen Emotionen steuern kann. Es ist wie ein Lottospiel. Was werde ich wohl morgen über all das denken und fühlen? Da werde ich mich wohl einfach überraschen lassen müssen.