zum Inhalt

Schülerleben live: Poetry Slams

Ein Porträt-Foto von Han

Autor:
Han

Rubrik:
studium

15.07.2020

Schreiben hatte für mich schon immer eine besondere Bedeutung. Von kleinen Geschichten über Gedichten bis hin zum Tagebuch habe ich schon viele Formen des Schreibens ausprobiert. Eine gefällt mir aber besonders gut: Poetry Slam. Bei ihnen habe ich das Gefühl, meine wirren Gedanken und meine Vorstellungen von rhetorischen Mitteln perfekt miteinander verknüpfen zu können. Für mich treffen Tagebuchschreiben und Lyrik aufeinander ohne sich zu widersprechen und ich kann alles aus mir herauslassen, was ich möchte und mich stören würde, wenn ich es für mich behielte.
Und Poetry Slams gehen weiter: Das Vortragen auf der Bühne ist für mich wie das Einweihen eines Textes, etwas, das den Text tatsächlich zu einem Slam macht.
Bei einem Wettkampf wird der Slam bewertet, im Publikum werden willkürlich Juroren ausgesucht, die nach dem Vortrag eine Punktzahl von null bis zehn vergeben, aber bei allen Slam-Veranstaltungen, an denen ich bisher teilgenommen habe, habe ich mich nie verurteilt oder unwohl gefühlt – im Gegenteil, obwohl ich eine Person bin, der das öffentliche Reden nicht leichtfällt und ich leicht panische Angst davor bekomme, fühle ich mich in der Situation auf der Bühne fast schon wohl und selbstbewusst, auch wenn ein Poetry Slam manchmal geradezu einem Seelenstriptease gleichkommt und man all seine Gedanken und Gefühle dem Publikum zu Füßen legt.
Als ich vor ein paar Jahren mit einer Freundin an einem Poetry Slam-Workshop teilgenommen habe, war eine der ersten Regeln, die wir beigebracht bekommen haben: Klatschen, bis die slammende Person an ihrem Vortragsplatz ist und klatschen, bis sie wieder von der Bühne auf ihrem Platz ist. Aufgang, Vortrag und Abgang – allem wird Respekt gezollt.
Und diesen Respekt sehe ich überall: Sowohl bei der Veranstaltung, von dem Moment an, in dem sich das Publikum zum Besuch der Veranstaltung entscheidet, bis hin zum Klatschen, als auch beim Schreiben, wenn ich mich selbst ernst nehme und meinen Gedanken Raum auf dem Papier gewähre.
Und ich glaube, dieser Respekt ist es, was so einen großen Teil meiner Liebe zu Poetry Slams ausmacht.