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Schülerleben live: Waldspaziergang

Ein Porträt-Foto von Maril

Autor:
Maril

Rubrik:
orientieren

06.02.2020

Es ist vielleicht nicht der richtige Zeitpunkt, um die Schönheit der Natur zu preisen. Es ist Februar und ich habe in diesem Jahr noch keine einzige Schneeflocke fallen sehen. Wie ein grauer Schleier legen sich Regen und Nebel über das Land. Und ich? Ich habe nichts Besseres zu tun, als meine Liebe zu Spaziergängen neu zu entfachen. Durch den Wald oder übers Feld, immer in einem quietschgelben Regenmantel und mit einem breiten Grinsen im Gesicht. Ich weiß nicht so genau, was mich in letzter Zeit so daran begeistert, durch die Natur zu streifen. Zum Beispiel gehe ich raus, um mich vom schweren Weihnachtsessen oder von den vielen Stückchen Kuchen bei Omas Geburtstagsfeier zu erholen. Ja, ich weiß: Joggen wäre wahrscheinlich effektiver, aber das ist bei weitem nicht so entspannend. Ich bleibe beim Spazierengehen, auch wenn es ein wenig nach Jane-Austen-Romanen klingt. Wenn ich so durch den Wald oder übers Feld schlendere, kann ich meine Gedanken schweifen lassen – ganz frei und unbeschwert und auch irgendwie ziellos. Ein Spaziergang ist für mich häufig auch ein Gedankenspaziergang – ein Wort, das ich auch erst im Deutschunterricht der 9. Klasse kennengelernt habe. Manchmal denke ich auch einfach gar nichts, sondern konzentriere mich auf meine Schritte auf dem harten, manchmal sogar gefrorenen Boden, auf den Duft von feuchtem Unterholz, die klare Luft, das Heulen des Windes – all das. Vielleicht habe ich diese Spaziergänge genutzt, um die Natur einfach mal richtig zu sehen. Wie konnte ich so anmaßend und voreingenommen sein zu glauben, ein Baum ohne Laub wäre langweilig und ein Regentag trostlos?
Im Nachhinein betrachtet klingt das alles ein wenig esoterisch. Doch ich habe erkannt, dass es mir gut tut. Für mich ist es eine Art der Entspannung und vielleicht möchte es der ein oder andere auch einmal ausprobieren und macht dabei ähnliche Erfahrungen. Ich brauche ab und zu diese kleinen Pausen, um frische Luft zu schnappen, und zwar nicht nur die paar neuen Sauerstoff- und Stickstoff-Moleküle, die beim Lüften in das Zimmer purzeln – und einfach mal ganz unbeschwert zu sein, ohne Plan und To-Do-Liste. Ich würde nicht behaupten, dass Spaziergänge die Lösung für alle Lebensfragen sind. Es fühlt sich einfach nur ziemlich gut an, etwas einfach so und völlig ungeplant zu tun.