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Schülerleben live: Warum ich nicht aufhören werde Kinderbücher zu lesen

Ein Porträt-Foto von Lina

Autor:
Lina

Rubrik:
orientieren

26.06.2020

Ich habe schon immer gerne gelesen. In meiner Familie hatte ich bereits als Kind den Ruf als „Leseratte“ weg und las grundsätzlich alles, was mir in die Finger kam. Mit einer Besonderheit: Ich las meistens Bücher, die eine jüngere Altersgruppe ansprechen sollten.

Das hatte früher einen ganz einfachen Grund: Die Bücher, die auf mein Alter zugeschnitten waren, waren mir schlichtweg zu spannend. Ich wollte mich beim Lesen nicht gruseln. Und so, wie ich beim Filme schauen auf Geburtstagsfeiern den Raum verließ, wenn eine für mich zu spannende Stelle lief, hielt ich mich eben bei der Bücherauswahl von den gruseligen fern. Ich habe Harry Potter gelesen – aber eben erst in der siebten Klasse und nicht, wie die meisten meiner Freundinnen, in der Grundschule.

Mir persönlich hat das eigentlich nie etwas ausgemacht. Zugegebenermaßen, ich sah schon immer viel jünger aus, als ich tatsächlich bin; und auch bin ich in all meinen Freundesgruppen ausnahmelos die Jüngste. Vielleicht habe ich deshalb keine komischen Blicke kassieren müssen, wenn ich noch mit 12 „Hanni und Nanni“ las, während sich alle anderen über „Twillight“ unterhielten.

Dafür dachten aber genug andere Leute, dass sie ihre Meinung zu meinem Lese-Niveau abgeben müssten: In erster Linie Lehrer*innen. In der 9. und 10. Klasse lag auf meinem Tisch alle paar Tage ein anderes Buch, in dem ich in langweiligen Unterrichtsstunden heimlich las. Meine Lehrer*innen störte das seltsamerweise eher wenig, meinen Deutschlehrer animierte es jedoch, meine Buchauswahl zu bewerten. Las ich zum Beispiel ein Buch der Edelsteintrilogie oder ein Science-Fiction-Buch, das im Weltall spielt, so verzog er missbilligend das Gesicht oder sah mich enttäuscht an. Wenn dann am nächsten Tag „The perks of being a wallflower“ oder etwas von Jane Austen auf meinem Tisch lag, erntete ich Lob und nicht selten den Kommentar „ich habe mich nun wohl anspruchsvollerer Lektüre zugewendet“.

Ich habe mich von solchen Kommentaren nicht beeinflussen lassen. Wenn ich einen Roman lese, der für ältere Leser*innen angedacht ist (mittlerweile habe ich nämlich das Glück, nicht mehr allzu sehr von „zu spannenden“ Sachen zurückzuschrecken – nur an Thriller werde ich mich wohl nie wagen), dann tue ich das, weil ich das Buch lesen will; weil es interessant oder schlichtweg schön ist, und nicht, weil ich jemanden mit meiner Lektüre beeindrucken will.

Ich wünsche mir, dass die Entscheidung, ein Kinderbuch zu lesen, irgendwann genauso akzeptiert wird, wie ein Buch zu lesen, das für eine ältere Zielgruppe geschrieben wurde. Kinderbücher können genauso schön und interessant sein. Jeder, der schon einmal „Die Penderwicks“ oder „Percy Jackson“ gelesen hat, wird mir da hoffentlich zustimmen.