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Schülerleben live: Wie ein Kartenhaus

Ein Porträt-Foto von Maril

Autor:
Maril

Rubrik:
orientieren

11.02.2020

Manchmal habe ich das Gefühl, dass mir alles zu viel wird. Der Stress wegen der vielen Klausuren und Kontrollen, die Abiturvorbereitung, die Organisation des Abiballs, der Klavierunterricht, Fahrschule, Chor, der Sportverein mit zweimal Training pro Woche. Manchmal hätte ich große Lust alles hinzuschmeißen. Dabei mache ich das alles freiwillig – und mit viel Freude.
Es wird zu viel, wenn irgendwas Unerwartetes dazu kommt, ein neuer Termin oder ein spontaner Ausflug am Wochenende. Und schon stürzt der sorgfältig durchgeplante Terminkalender in sich zusammen, wie ein wackliges Kartenhaus. Bin ich einmal im Stress, kommt immer mehr dazu. Es summiert sich auf und erdrückt mich. Dann lasse ich das Training ausfallen oder lerne für die eine Kontrolle nicht oder muss meinem Klavierlehrer beichten, dass ich diese Woche leider keine Zeit zum Üben hatte. So ist das, wenn es kaum noch Pufferzonen gibt. Dann verzettelt man sich hier und da und die Zeit ist auf einmal weg. Sie fliegt davon, sie rast hinweg. Deswegen wird fast immer irgendetwas vernachlässigt. Mal ist es die Schule, mal die Familie, mal der Sport, mal der Klavierunterricht. Irgendjemand wird immer enttäuscht und meistens bin ich das am Ende selbst. Das klingt jetzt nach frühzeitigem Burnout oder Ähnlichem, aber so ist es nicht. Es ist zwar stressig, aber ich mache all diese Dinge, weil ich es möchte und nicht, weil ich es muss. Mich ärgert einfach nur, dass ich es nicht immer schaffe, alles unter einen Hut zu bekommen. Es gibt auch Wochen, da klappt alles super, aber dann kommen die Wochen, in denen scheinbar nichts zu klappen scheint. Es gibt so viele interessante Dinge, für die ich momentan keine Zeit habe, weil all die anderen interessanten Dinge in meinem Leben mich zu sehr beanspruchen. So viel zu sehen, zu lernen und nur so wenig Zeit. Ich glaube, genau in dieser Zeit ist es wichtig, sich Pausen zu gönnen. Eine Stunde spazieren gehen oder eine Tasse Kaffee trinken, während das Radio läuft. Ich habe vor Kurzem erst einen Radiosender entdeckt, der nur Songs der 80er Jahre spielt, ganze ohne Werbung und ich gestehe, dass ich ein großer Fan dieser Musik bin. Vermutlich klingt das völlig bescheuert. Vielleicht denkt sich manch einer, der das liest: „Mein Gott, das Mädchen ist noch nicht mal volljährig und klingt schon so, als wäre sie in ihrer Midlife-Crisis!“ Ja, vermutlich klingt das alles sehr unglaubwürdig und aufgesetzt und vielleicht ist die Botschaft „Pausen sind wichtig!“ auch keine wirklich bahnbrechende Erkenntnis, doch mir hilft sie.