Rubrik:
studium
30.05.2022
Autor:
David
Rubrik:
studium
30.05.2022
Allein reisen ist einsam. Das ist so ziemlich der gesellschaftliche Konsens, wenn ich mich in meinem Umfeld umhöre. Viele scheinen eine Meinung zu haben, bevor sie überhaupt mal wenigstens für ein paar Tage allein unterwegs waren. Im Wortgebrauch wird „allein“ oftmals mit „einsam“ gleichgestellt und sorgt damit natürlich für eine Abwertung des Reisens ohne feste Begleitung. Klar, auf den ersten Blick ist man natürlich allein unterwegs. Aber dadurch ergeben sich wiederum Chancen, die in Gruppen oder zu zweit eigentlich immer verwehrt bleiben. Wie oft trifft man schon andere Leute, wenn man in einer festen Gruppe unterwegs ist? Eigentlich bleibt dafür gar keine Zeit.
Im Endeffekt hat das Reisen mit anderen genauso seinen Platz wie das Reisen allein. In jeder Stadt gibt es Solo-Reisende in Hostels, die ebenfalls gerne ab und zu mit anderen etwas unternehmen. Couchsurfing, also das Übernachten auf einem Sofa (oder ähnlichem) bei „Fremden“, die man zuvor auf einem sozialen Netzwerk kennengelernt hat, ist auch eine Möglichkeit, direkt in eine Kultur einzutauchen (und man spart dabei eine Menge Geld). Es gibt noch endlose weitere Möglichkeiten, die sich auftun, wenn man sich alleine aufmacht und ins Unbekannte loszieht. Dabei ist der erste Schritt einfach mal loszugehen und zu schauen, was sich auf dem Weg ergibt. Am Schluss ist man beim alleinigen Reisen auf sich gestellt, aber eben auch sein eigener Herr, seine eigene Frau.
Ob also mit Zelt, als Städtetour oder mit dem Zug: Alleine zu reisen sollte erstens nicht im Wettkampf mit konventionellem Reisen stehen und zweitens als zutiefst individuelle Erfahrung verstanden werden. Früher oder später wird man sich mit sich selbst auseinandersetzen (müssen). Das sollte aber viel weniger als Gefahr, sondern als Chance verstanden werden, mehr mitzunehmen als nur eine Handvoll Fotos für Instagram. Statt sich einsam zu fühlen, kann man den Moment des Alleinseins auch positiv besetzen, was die gesamte Dynamik von innen heraus ändert. Und wenn man sich selbst genug ist, dann trifft man kinderleicht andere Reisende auf ihrem eigenen Weg oder Einheimische, die einfach ihrem Tagesgeschäft nachgehen.
Das Reisen allein ist eine hochindividuelle, teilweise fast schon spirituelle Erfahrung, die in der Persönlichkeitsentwicklung sehr nützlich sein kann. Bevor man alles durchplant, muss man einfach mal los in die weite Welt.
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