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Studieren im Ausland: Halbzeit in Marseille

Ein Porträt-Foto von Katha

Autor:
Katha

Rubrik:
studium

14.05.2019

Ich lebe jetzt seit etwas mehr als zwei Monaten in Marseille – über die Hälfte der Zeit ist also schon vorbei. Gut, dass ich vier Semester Höhere Mathematik studiert habe, denn damit kann ich schlossfolgern: Es liegt weniger Zeit in Marseille vor mir, als hinter mir.
Das wiederum überrascht mich. Allerdings nur im ersten Moment. Denn wenn ich mir überlege, was ich hier schon alles erlebt habe, scheint das kaum in zwei Monate zu passen: ich habe mir die Studentenstadt Aix-en-Provence angeschaut, habe die ganze Côte d’Azur östlich von Marseille gesehen, habe in Avignon den Papstpalast besucht, war im Naturpark wandern, im Mittelmeer schwimmen, habe Picknick am Strand von Marseille gemacht, ich war segeln, bin mit Freunden nach Italien gefahren, bin in Nizza über die Strandpromenade spaziert und natürlich habe ich Marseille kennengelernt! Zumindest so weit, wie man das in zwei Monaten kann – denn Marseille ist vielfältig. Während man zwar alle Touristenattraktionen samt historischem Museum stressfrei an einem Tag besuchen kann, braucht es viel länger, bis man die Stadt versteht. Marseille ist dreckig, arm und ungepflegt, gleichzeitig aber auch lebendig, künstlerisch und multikulturell. Die verschiedenen Viertel unterscheiden sich sehr voneinander. Im Maghreb-Viertel drängen sich die Imbissläden aneinander, es gibt Zuckerrohrsaft, Gewürzstände und traditionelles Gebäck. Im ursprünglichen Teil der Stadt stehen die Häuser so eng, dass dort keine Autos fahren können. Die Wände schiefer Fußgängertreppen sind mit Kunstwerken bemalt und die Bewohner haben Blumen und kleine Bäume in bunten Blumentöpfen vor den Eingangstüren stehen. Am Hafen reihen sich die Restaurants und Clubs, im alternativen Viertel finden sich Bars, Studentenkneipen und bunte Graffitis. Und all das ist keine fünfzehn Minuten zu Fuß voneinander entfernt. Dazwischen liegen natürlich auch mal weniger schöne Wohnblöcke und leider gibt es überall Ratten.
Marseille hat viele Gesichter und das finde ich gut. Denn so wird mir hier bestimmt nicht langweilig!