Rubrik:
studium
23.07.2019
Autor:
Thilo
Rubrik:
studium
23.07.2019
Ob ich Russisch oder Lettisch spreche, werde ich in brüchigem Englisch gefragt. Ich schüttle den Kopf – weder noch. So stehe ich im Patientenzimmer und weiß mir nicht so recht zu helfen. Ich zeige auf verschiedene Stellen am Körper, die Patientin macht es mir nach, ab und zu nickt sie, ab und zu schüttelt sie den Kopf, aber das wirkt, als hätte es wenig System. So verlasse ich wenig schlauer und unzufrieden das Zimmer und kehre in den Kursraum zurück.
In Lettland wird selbstverständlich Lettisch gesprochen. Und Russisch. Überraschend viel sogar. Dadurch fällt mir der Kontakt zu den Patientinnen und Patienten schon sehr schwer. Meine einzige Möglichkeit, mit Patientinnen und Patienten richtig in Kontakt zu kommen, ist mit anderen mitzulaufen und mir am Ende erzählen zu lassen, was sie herausgefunden haben. Aber selbstverständlich sprechen auch die anderen Studierenden kein perfektes Lettisch. Diese Sprachbarriere wirkt sich stark auf die Art und Weise des Unterrichts aus. Wir waren zwar viel im Krankenhaus, Patienten haben wir aber sehr wenige gesehen. Meistens gab es theoretischen Unterricht. In den ersten drei Wochen bestand dieser aus einer Präsentation durch die Lehrkraft, anschließend ein bisschen „Diskussion“, ab und zu mussten Vorträge gehalten werden, und einmal haben wir es auch in einen Operationssaal geschafft.
Um uns etwas Praxis zu vermitteln, da ja der gesamten Lehre bewusst ist, dass wir wenig mit Patienten in Kontakt kommen können, arbeiteten wir einige Male mit Modellen, waren in einem Technologie-Center, um den Ablauf einer Geburt zu üben, und mussten Videos davon drehen, wie wir ein Neugeborenes wiederbeleben und eine gynäkologische Untersuchung durchführen.
Bereits in den ersten Wochen begann ich den Kontakt zu den Patienten zu vermissen. Dabei wird verständlich, warum deutsche Studierende in Riga versuchen, wieder nach Deutschland zu kommen. Weil dort die Barriere der Sprache nicht vorhanden ist. Und in der Medizin lernt man eben nur, wenn man praktisch arbeiten kann.
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