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Selbstvermarktung

Porträt von Anna

Autor:
Anna

Rubrik:
studium

18.12.2024

Ich habe das Gefühl, dass Jura ein Studiengang ist, der extrem viel Zeit verschlingt. Ich habe zwar nur sechs Fächer und auch die Wochenstunden meiner Vorlesungen halten sich in Grenzen, allerdings ist der Stoffumfang (in noch dazu verschiedenen Themen mit unterschiedlichen Schwerpunkten und Lösungsschemata) sehr hoch. Wenn man sich selbst als Ziel gesetzt hat, alles (oder das meiste) ordentlich nachzuholen, nimmt das eigentlich schon die gesamte Woche in Anspruch.

Trotzdem möchte ich neben dem Studium arbeiten. Zum einen natürlichen zur finanziellen Unabhängigkeit und Absicherung, zum anderen aber auch, um erste Erfahrungen in einem juristischen Beruf zu sammeln. Dadurch, dass ich in Berlin studiere, habe ich das Glück, dass es nicht an Großkanzleien mangelt, die gerne studentische Hilfskräfte (auch schon ab dem ersten Semester) einstellen. Mein absoluter Traum wäre tatsächlich eine Anstellung bei einem Abgeordneten im Bundestag. Hier werden auch relativ häufig Jobs für Studierende angeboten, auch wenn ich vermute, dass es hier etwas mehr als vier Wochen Studienerfahrung braucht bzw. gewünscht ist. Trotzdem habe ich mich letztens bei einigen Stellen im Bundestag und bei Kanzleien beworben.

Ich muss tatsächlich zugeben, dass ich Bewerbungen hasse. Erstens komme ich mir immer ein bisschen dumm und vor allem heuchlerisch vor, wenn man all seine ach so guten Qualifikationen (die sich bei einer Abiturientin ohne tatsächliche Arbeitserfahrung ohnehin in Grenzen halten) anpreist und versucht, sich selbst als beste Kandidatin darzustellen. Zudem stresst es mich ungemein, alle erforderlichen Dokumente zusammenzusuchen, in Reihenfolge zu bringen und zu wissen, dass sobald die Bewerbung abgeschickt wurde, keine Fehler mehr korrigiert werden und man sich selbst wegen eigener Dusseligkeit direkt aus dem Rennen nimmt.

Ich habe (vor allem aus dem Bundestag) zwar einige Absagen bekommen, aber auch in der letzten Woche mein erstes Vorstellunggespräch gehabt. Ich war vorher total aufgeregt, weil es mein allererstes Bewerbungsgespräch überhaupt war, aber es lief eigentlich sehr gut. Mir sind am Ende dann tatsächlich nur relativ leichte Fragen gestellt worden, hauptsächlich Verständnisfragen zu meinem Lebenslauf und dem Abizeugnis. Insgesamt hatte ich mir im Voraus viel zu viel Stress um das Gespräch gemacht, aber es war auf jeden Fall trotzdem eine gute Erfahrung.

Den Job habe ich übrigens auch bekommen. Ab nächster Woche helfe ich im Abendsekretariat der Kanzlei aus. Ich freue mich schon sehr auf meinen ersten Arbeitstag.