Rubrik:
ausbildung
06.03.2025
Autor:
Johanna
Rubrik:
ausbildung
06.03.2025
Im Bootsbau lerne ich viele Arten von Menschen kennen, denen ich noch nie begegnet bin – und auch an anderen Orten, wie zum Beispiel in einer Universität, nie begegnet wäre. Und über diese Begegnungen bin ich froh.
Ich bin eine Person, die immer den Drang hat, übertrieben nett zu Menschen zu sein und für jeden so viel Platz zu machen, bis ich selber keinen mehr habe. Dies hat etwas mit dem Umfeld zu tun, in dem ich aufgewachsen bin. Ich habe gelernt, leise und artig zu sein, nicht zu protestieren, und vor allem, mich der Umgebung anzupassen.
Ich überlege mir jeden Satz und jedes Wort ganz genau, damit ich ja möglichst wenig Widerstad erzeuge. Nach all den Jahren der Übung bin ich zugegebenermaßen ziemlich gut darin geworden – im Nachdenken über meine Wortwahl, im Konstruieren von Sätzen und insbesondere im Auf-andere-achtgeben.
Mit dem Bootsbau lerne ich es anders. Dort ist es ganz natürlich und sogar gewollt, das zu sagen, was man wirklich denkt und empfindet. Dort ist es ganz natürlich, als Frau schlagfertig, ja sogar ein bisschen frech, zu sein. Ich finde es unglaublich aufregend. Meine Kolleginnen wehren sich mit Humor, mit sympathischer Gegenwehr. Sie denken nicht darüber nach, ob das, was sie gerade gesagt haben, jeMANNden ärgern könnte. Sie nehmen ihren Platz ein, und das finde ich gut. Im Bootsbau habe ich einen Schlag Menschen gefunden, die sich erlauben, genauso frech zu sein wie andere auch, ihre Meinung zu sagen, ohne sich schuldig zu fühlen. Denn wir machen ja nichts falsch, auch wenn es sich manchmal so anfühlen mag.
Der Respekt für andere bleibt schließlich immer, nur jetzt hat auch der Respekt für sich selbst einen Platz am Tisch gefunden.
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