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7 Tage Regen

Blogger David mit einem Pappschild, auf dem MADRID steht.

Autor:
David

Rubrik:
studium

26.08.2023

Vor fast vier Jahren entstand zwischen meinem Bruder und mir die Idee, einmal mit dem Fahrrad nach Wien zu fahren. Seitdem wurden in unserer Familie etliche Wetten abgesetzt, ob wir es wohl schaffen oder nicht. Dabei war uns von Beginn an klar: Wenn wir einmal losgefahren sind, kann eigentlich nichts mehr schiefgehen. Das passende Datum zu finden, wenn die jeweiligen Lebensrealitäten mittlerweile zwischen Schichtarbeit und Studium liegen, war trotzdem ein ziemliches Hindernis. Nun hatten wir schon zu Beginn des Jahres den ersten August auserkoren als den Tag, an dem endlich die Zweiräder losrollen sollten, und waren beide zuversichtlich, dass unser Trainingsstand, das Equipment und die Mentalität bereit waren. Zwei Tage vor Start ging es dann jedoch unerwartet los: der Regen. Klassischer Sommerregen im Juli, dachte ich anfangs noch. Aber je näher das Abfahrtsdatum rückte, desto klarer wurde die Lage (und der Wetterbericht). Der Regen kam, um zu bleiben – und das nicht nur hier, sondern anscheinend in ganz Europa. Überall auf unserer Route wurde dasselbe Wetter angezeigt, sodass schnell klar war, dass es völlig unnütz wäre, einen Tag später zu starten. Im Angesicht unserer langen Planung waren wir uns einig: Wir mussten los – komme, was wolle.

Selten war ein Morgen so trist wie an besagtem ersten August. Schon beim Klingeln des Weckers hörte ich das Peitschen des Regens im stürmischen Wind am Rollladen. Angesichts der vor uns liegenden 130 Kilometer war die Stimmung gedrückt. In solchen Momenten hilft kein Nachdenken oder Grübeln mehr. Man muss einfach los und durchziehen. Und das haben wir dann auch gemacht. Nach fünf Minuten waren die Schuhe bereits völlig durch, und auch, wenn die Regenjacke von außen die Nässe abhielt, kam die Feuchtigkeit schnell von innen, da wir zuerst einmal 800 Höhenmeter den Schwarzwald hochfahren mussten. Fast drei Stunden ging das so, bis wir endlich aus dem Gröbsten raus waren und ein kleiner Sonnenstrahl zwischen den Wolken hervorblitzte. Trotz abgefrorener Hände und Zehen (im August!) gab es wohl wenig Besseres in diesem Moment. Durch Erfahrungen wie diese lernt man sich selbst nochmals besser kennen und kann über sich hinauswachsen. An die fehlenden 800 Kilometer bis zum Ziel darf man in diesen Momenten natürlich nicht denken.

Pedal für Pedal ging es also weiter in wechselhaftem Wetter bis zum Tagesziel, welches eine Brauerei irgendwo mitten im Schwabenland war. Auch wenn ich großer Verfechter des Zeltens bin, war ich in dem Moment sehr froh über ein bequemes Bett und eine heiße Dusche. Bisher kannte ich es eher vom Trampen, dass ich bei schlechtem Wetter einfach die Reiserichtung änderte oder abwartete. Mit dem Rad bleibt da keine Wahl, da das Ziel bereits feststeht und in diesem Fall wirklich überall schlechtes Wetter war.