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7 Tage Regen (3)

Blogger David mit einem Pappschild, auf dem MADRID steht.

Autor:
David

Rubrik:
studium

07.09.2023

Nun waren wir mitten in den Alpen angekommen. Schnell war uns noch am selben Abend klar, dass der ursprüngliche Plan, den Großglockner Pass hochzufahren, nicht möglich sein würde. Einstellige Celsiusgrade, dichter Nebel und viel Verkehr würden den langen Anstieg zur Hölle machen – für die man nicht einmal mit einer Aussicht belohnt werden würde. Mit geänderter Planung ging es also weiter nördlich weiter immer Richtung Wien, meist im stetigen Auf und Ab des Radweges an einer Waldseite des Tals. Die lange Strecke an der Straße tags zuvor hat uns wieder nach dem Radweg sehnen lassen. Im Tausch gab es dafür wieder Schlaglöcher, Schotter und Umwege. Zum Wetter muss ich wohl nichts weiter sagen. Immerhin war es mehr Nieselregen, was schon fast angenehm war.

Die Strecke war nun wieder deutlich flacher, sodass wir überraschend gut vorrankamen, und letztlich saßen wir gegen späten Nachmittag in der Stube eines schönen Bauernhofs, wo wir ein Zimmer ergattern konnten. Leider merkten wir, dass weit und breit wenig Zivilisation und schon gar keine Essensmöglichkeiten vorhanden waren. Wie durch ein Wunder bot uns der Gastgeber an, beim Dönerladen im Nachbarort Essen zu bestellen, dass er abholen könne. Der Abend war also gerettet. Für eine weitere Ausfahrt wäre keiner von uns beiden fähig gewesen. Nachdem wir beide jeweils einen Döner und eine Pizza verspeist hatten, begann das abendliche Ritual des Kleider-zum-Trocknen-aufhängen, Zeitung in die Schuhe stopfen und Akkus laden. Mittlerweile war das schon die neue Normalität und im Gegenzug konnten wir morgens in (nur noch) feuchte Schuhe einsteigen, während die Kleider weitgehend trocken waren.

Für den kommenden Tag war das bisher schlechteste Wetter angekündigt und wir planten zum ersten Mal einen Tag mit weniger als 100 Kilometern, da es wirklich den gesamten Tag hindurch regnen sollte. Dieses Versprechen wurde eingelöst und nach einem ausgiebigen und hausgemachten Frühstück wagten wir uns ins kühle Nass. Relativ unspektakulär fuhren wir durch den Regen und mit der Zeit stellte sich, wohl mehr zwangsweise als absichtlich, eine gewisse Gleichgültigkeit gegenüber der Situation ein. Nass bis unter die ersten beiden Hautschichten kamen wir in unserer nächsten Unterkunft an, die wir bei einer netten alten Dame im Wohnhaus vorfanden. Der Duft frischen Marillenkuchens wehte uns aus der Tür entgegen als sie uns willkommen hieß, und kurz darauf saßen wir frisch geduscht im oberen Stockwerk mit Kaffee und Kuchen, während der Regen gegen die Scheiben peitschte. Unglaublich, wie schnell doch das ganze Leid vergessen war.