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7 Tage Regen (4)

Blogger David mit einem Pappschild, auf dem MADRID steht.

Autor:
David

Rubrik:
studium

17.09.2023

Wien kommt immer näher. Das wurde uns bewusst bei der Planung der Reststecke, die noch vor uns lag. Zwei Tage sollte es noch dauern, denn nun kamen wir wieder langsam aus den Bergen heraus und das flache Donautal sollte es uns leichtmachen (so die Theorie). Das Wetter war wieder etwas besser als am Vortag und wir konnten morgens genüsslich im Nieselregen losradeln.

Am reißenden Bach entlang, fuhren wir immerzu weiter und wurden einige Male von großen Regenfronten erwischt. Dabei war immer abzuwägen, ab welchem Grad von Regen das Anhalten lohnenswert werden würde. Immerhin kam konstant Wasser von unten durch die Räder nach oben und Schweiß von innen, sodass erst ab einem großen Regenschauer ein Stopp Sinn ergab. Nass war man eh schon und beim Warten kühlten wir immer direkt aus, sodass wir oft Gymnastik­übungen in irgendwelchen Bauernschuppen machten, damit wir weiterfahren konnten, sobald sich der Regen verringerte. Die Strecke wurde zunehmendes monotoner, da sich nur noch ein paar Hügel zeigten. Und so stöpselte ich mir meine Kopfhörer rein, und auf einmal war die Fahrt wieder unterhaltsam. Unser Budget war etwas angekratzt und die abendliche Unterkunft war dem­ent­spre­chend minimalistisch gehalten. Wir brauchten sowieso nur eine Dusche und ein Bett, denn tags zuvor sind wir direkt eingenickt, anstatt noch in die uns angebotene Infrarotkammer zu gehen.

Es war der Endspurt angesagt. Symbolisch für die letzten Tage kamen die ersten Regentropfen, als wir das Hotel verließen, vom Himmel. Naja, jetzt ist es auch egal, dachten wir uns und fuhren los. Stürmisch zeigte sich dieser letzte Tag und wir hatten erstmal Freude, da wir mit kräftiger Unterstützung des Rückenwindes so schnell wie nie unterwegs waren. Unsere ursprünglichen Befürchtungen, dass der Donauradweg zu voll sein würde, waren völlig überzogen. Im stürmischen Regen trafen wir nur einzelne andere Verrückte, die wohl ebenfalls keine Wahl hatten. Diese hatten jedoch Gegenwind, sodass ich etwas Mitleid hatte, während wir regelrecht an ihnen vorbeiflogen. Der Wind wurde mit der Zeit sukzessive stärker und wir bekamen zunehmend Respekt vor den Naturgewalten. Die Donau am Rand des Fahrradweges war randvoll und überall lagen Äste auf dem Radweg. Mehr als den Radweg gab es aber auch nicht, sodass die einzige Möglichkeit das Weiterfahren war. Bevor wir uns anders entscheiden konnten, waren wir im Wiener Stadtgebiet angelangt. So schnell hatte ich noch nie 120 Kilometer auf dem Tacho. Die letzten Kilometer zogen sich durch den Stadtverkehr mit vielen Ampeln und noch mehr Verkehr.

Umso froher waren wir, als wir endlich bei unserer Tante ankamen und direkt mit Essen empfangen wurden. Ironischerweise kamen in dem Moment die ersten Sonnenstrahlen hervor. Ich musste lächeln. Es war zwar kein Urlaub, aber trotzdem habe ich in diesen Tagen einiges über mich gelernt. Mal sehen, wie viel dieser gewonnenen Frustrationstoleranz in den Studienalltag übertragen werden kann …