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Altglas

Ein Porträt-Foto von Conny

Autor:
Conny

Rubrik:
studium

20.09.2023

Heute war es wieder soweit: Das nach dem Frühstück ausgespülte Marmeladenglas brachte mein Altglas-Wägelchen im Keller an den Rand seiner Kapazitäten. Da der Wagen ziemlich groß ist, kommt das bei mir nur alle paar Monate einmal vor. Wenn es dann aber geschieht, ist das für mich jedes Mal ein richtiges Ereignis. Dann rolle ich mit dem Wagen los zu den Glascontainern, die sich einige hundert Meter hinter meinem Haus befinden. Vor den drei Öffnungen für Grün-, Braun- und Weißglas angekommen, beginnt für mich eine kleine Zeitreise.

Grob geschätzt hatte ich Anfang des Jahres, kurz nach Neujahr, die letzte Altglas-Entsorgung vorgenommen. Die Handgriffe sind immer gleich. Glas rausnehmen, Deckel abschrauben, in einen mitgebrachten Müllbeutel legen, Glas in eine der drei Öffnungen werfen, zum nächsten übergehen.

Ich begann mit dem Marmeladenglas von heute Morgen und arbeitete mich Schritt für Schritt vor. Es dauerte nicht lang, da griff ich die Wasserflasche aus Glas (ohne Pfand!) vom Kroatien-Urlaub vor ein paar Wochen. Erinnerungen an lange Sommertage am Mittelmeer blitzten auf. Alsbald tauchte das Maxi-Glas Feigen-Chutney auf, an dem ich mich im Frühjahr so sehr überfressen hatte, dass ich mir schwor, es nie wieder zu kaufen. Zwischendurch griff ich immer wieder die Smoothie-Flaschen, die meine Freundin so gerne trinkt. Erinnerungen an ihre Besuche bei mir.

Die Schnapsfläschchen, die es auf einem Film-Festival im April als Präsent gab. Das Glas, in welchem eine alte Freundin meiner Familie ihre Marmelade einkochte und mir schenkte. Ein Erdnussbutter-Glas, das ich mir im Mai gekauft hatte, nachdem bei einem Treffen mit Freunden jemand ein Erdnussbutter-Toast aß und mir schlagartig bewusst wurde, wie lange doch meine Erdnussbutter-Phase her war. Ein kleines braunes Fläschchen eines Ingwer-Kurkuma-Shots, das mich daran erinnerte, wie furchtbar erkältet ich im März gewesen war. Eine Weißwein-Flasche – das verspätete Weihnachtsgeschenk eines Arbeitskollegen. Und schließlich die Fläschchen der Erkältungszeit-Badezusätze vom Januar, die den Abschluss meiner Zeitreise bildeten und jetzt schon meine Vorfreude auf viele entspannte Momente in der Badewanne in den kalten Wintertagen weckten.

Am Ende ging ich mit einem Kopf voll lebhafter Bilder und einem leeren Wägelchen wieder nach Hause – mit sehr viel Platz für neue Altglas-Erinnerungen.