Rubrik:
studium
05.03.2024
Autor:
Noah
Rubrik:
studium
05.03.2024
Ach, wie schön ist doch das Prokrastinieren! Alles ist entspannt, man schaut zum zehnten Mal die Lieblingsserie auf dem bevorzugten Streamingdienst und trifft vielleicht sogar die Lieblingsfreunde – alles supercool. Naja, zumindest bis der Tag der Deadline immer näher rückt. Um ein altdeutsches Sprichwort zu bemühen: Da kann einem schon mal die Düse gehen.
Bei meiner Bachelorarbeit war ich ausnahmsweise einmal nicht der große Prokrastinierer, den ich sonst bei Abgaben verkörpere – aber die Wochen nach Bekanntgabe des Abgabetermins verflogen auch gern mal schneller, als man denkt. In diesen sechs Wochen wurde ich, angetrieben durch akademischen Ehrgeiz, zum Nachtarbeiter. Unsere Bibliothek war bis 1 Uhr nachts geöffnet, und es war nicht selten der Fall, dass man mich bis kurz vor Schließung auf Ebene B2 fand. Nebenbei hatte ich noch einen Werkstudentenjob, den ich immer montags bis mittwochs tagsüber ausübte. Dieser Rhythmus zwischen Tag- und Nachtarbeit gefiel mir sehr gut und im Rückblick werde ich fast schon nostalgisch. Es war eine coole Zeit, und so kam ich Seite für Seite meinem Ziel näher, berechnete Korrelationen mit Statistikprogrammen, überprüfte mit dem R-Quadrat, wie nahe meine Daten an der Regressionslinie lagen, und suchte die schönsten englischen Wörter für die eher bescheidene statistische Relevanz meiner Untersuchung.
Aber es wäre nicht ich, wenn ich mir nicht noch selbst ein Bein stellen würde – denn schlau, wie ich war, hatte ich mir vor einem Jahr in diesen Zeitraum zwei Konzerte gelegt, die natürlich auch eine mehrstündige ICE-Fahrt entfernt waren. Aber auch das konnte man sinnvoll nutzen: Während ich mir zur engelsgleichen Stimme von Harry Styles die Seele aus dem Leib schrie, korrigierten zwei meiner Freunde meine Arbeit auf Rechtschreibfehler und die Sätze, die im Laufe des Prozesses ihren Sinn verloren hatten. Mit dem Konzert von Harry Styles brach auch meine letzte Woche an, und ich ging noch einmal ins Feintuning, schrieb das Abstract und sorgte vor allem dafür, dass meine Arbeit allen stilistischen Anforderungen entsprach. Außerdem rief ich bei meinem lokalen Copyshop an und machte einen Termin zum Drucken dieses, von mir liebevoll ironisch genannten, akademischen Feuerwerks.
Und so kam der letzte Tag, aber davon erzähle ich euch im nächsten Blog.
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