Rubrik:
studium
07.11.2022
Autor:
Lina
Rubrik:
studium
07.11.2022
„Mir ist aufgefallen, dass ich gar nicht so schüchtern bin – nur introvertiert.“ Das meinte eine Freundin zu mir, als wir uns über die Einführungswoche ihres Studiums unterhielten.
Ich persönlich bin beides – schüchtern und introvertiert. Aber wo liegt denn da eigentlich der Unterschied? Jemand wird als schüchtern bezeichnet, wenn man eigentlich gerne mehr sozialen Kontakt hätte, sich aber davor scheut oder sich nicht traut, diesen herzustellen. Diese Menschen brauchen oft ein wenig Zeit, um andere an sie heranzulassen und sich an neue Situationen zu gewöhnen.
Introversion bedeutet, dass jemand gerne Zeit alleine verbringt, um sich zu erholen. Extrovertierte Menschen hingegen ziehen ihre Energie aus dem Zusammensein mit anderen Menschen. Treffen mit vielen Menschen können anstrengend sein für introvertierte Menschen wie mich. Deswegen kann es sein, dass ich mich in solchen Situationen dann eher zurückziehe und große Menschenmengen vermeide.
Das heißt aber nicht, dass man sozialen Kontakt und enge Freundschaften, nur weil man introvertiert ist, nicht braucht. Ganz im Gegenteil – Personen, bei denen man sich vollkommen wohlfühlt sind sehr wichtig für mich, weil ich in Gegenwart dieser auch in größeren Gruppen viel besser zurechtkomme. Mir hilft es, eine Person an meiner Seite zu haben, auf die ich mich verlassen kann und die mich versteht.
Extrovertierte Menschen sind offener und genießen die Aufmerksamkeit von und die Nähe zu vielen Menschen. Das ist schön, weil sie so besonders schnell Kontakte schließen können und als „Stimmungsmacher“ gelten.
Leider wird Introversion in unserer Gesellschaft oft immer noch als Schwäche angesehen. Besonders jetzt, in der Einführungswoche meines Studiums, fällt mir das auf – die meisten Veranstaltungen sind auf extrovertierte Menschen angelegt. Partys, Stadtrallyes, bei denen man fremde Leute auf der Straße ansprechen muss und Challenges, die absichtlich darauf abzielen, sich vor einer großen Gruppe Menschen lustig zu machen. Und wenn sich dann privat verabredet wird, ist die erste Frage: Welcher Club? Ich persönlich würde mich mehr über ein Angebot freuen, dass auch introvertierten Menschen ermöglicht, neue Personen kennenzulernen und Freundschaften zu schließen – zum Beispiel bei einem Café-Besuch oder Picknick.
Introvertierte Menschen sind übrigens häufig besonders emphatisch und sensibel. Sie können gut zuhören und ihnen fallen Details auf, die anderen nicht auffallen. Eine gute Veranschaulichung ist das Bild der sozialen Batterie – solange die aufgeladen ist, erfreue ich mich am Beisammensein mit Menschen. Wenn meine soziale Batterie dann aber irgendwann erschöpft ist, brauche ich Zeit für mich.
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