Rubrik:
studium
05.06.2020
Autor:
Enne
Rubrik:
studium
05.06.2020
Wie viele meiner Freundinnen fand ich mich also zu Hause wieder, bei Mama und Papa. Wer hätte gedacht, dass es mich drei Jahre nach meinem Schulabschluss wieder für längere Zeit ins heimische Dorf verschlagen würde? Ich konnte mich schon gar nicht mehr daran erinnern, wie unsere Nachbarn eigentlich aussahen und es war vollkommen ungewohnt, wieder in meinem alten Zimmer aufzuwachen und das für mehrere Wochen! Verdrängt hatte ich, dass ich alles überflüssige, angesammelte Zeug bei meinen Eltern untergebracht hatte und mir wurde bewusst, dass ich dringend einige Sachen loswerden musste. Ich bedauerte, dass der nächste Flohmarkt wohl in relativ weiter Ferne lag genauso wie die nächste Poststation, in welcher ich Pakete hätte versenden können, falls mir im Internet jemand etwas abgekauft hätte. Auch, wenn ich manchmal meine Online-Uni-Seminare verfluchte, waren sie es, die mir eine Struktur für meine Woche gaben. Und der Vorteil auf dem Land war ja auch, dass man einfach mal den nächsten, schier endlosen Feldweg entlang gehen konnte, wenn einem zu Hause die Decke auf den Kopf fiel. In der Stadt konnte man ja eh nichts machen, weder Kultur noch anderer Konsum war möglich, was mich über die Abgeschiedenheit meines Heimatortes hinwegtröstete. Mit dem Auto war es zudem manchmal möglich, die Region ein wenig zu erkunden und bei Langweile nicht gleich in die nächste Stadt auszuweichen, weil da eh nichts los war. So spazierte ich viel mit meiner Familie und einigen Freundinnen durch die Weltgeschichte und die entscheidende Frage des Tages war häufig: „Und, wo gehen wir heute spazieren?“ So entwickelten sich doch Routinen, die mich durch die Tage und Wochen trugen und mich die Situation, die mich nach Hause brachte, ein wenig vergessen ließen. Wahrscheinlich wäre ich nie nochmal so lange bei meinen Eltern untergekommen und mir wäre nicht bewusst geworden, wie schön es dort war, aber auch, wie schön es ist, eine eigene Wohnung zu haben. Ein wenig holte ich auch die Familienzeit nach, die ich in Spanien nicht mit meinen Liebsten verbringen konnte. Manchmal fühlte es sich, besonders bei Sonnenschein, sogar ein bisschen wie Urlaub auf unbestimmte Zeit an. Oder doch eher wie eine Zeitreise in meine Kindheit?
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