Rubrik:
studium
09.11.2024
Autor:
Lina
Rubrik:
studium
09.11.2024
In einer typischen Schulklasse sitzen allerlei Klischees: Die in der ersten Reihe mit Bullet Journal und Pastell-Markern. Die in der zweiten Reihe, die die Hälfte ihrer Schulbücher mit der dritten Reihe teilen muss, da die dritte Reihe ihre eigenen konsequent zu Hause vergisst. Und die vierte Reihe, die entweder abwesend ist, oder während des Mathe-Unterrichts Käsetoasts im Sandwichmaker macht.
In der Uni ist das etwas anders. Nicht nur, dass es viel mehr Reihen gibt, in Psychologie oft mindestens 20, meist ist auch das anzutreffende Klientel etwas anders. Selbstverständlich unterscheidet sich das von Uni zu Uni, von Studiengang zu Studiengang. Ich kann nur von meiner Erfahrung sprechen. Ich jedenfalls fühle mich oft so, als ob in meinen Vorlesungen 20 Reihen gefüllt sind von ehemaligen Erste-Reihe-Sitzenden. Die, die in ihrer Schulzeit immer die richtige Antwort parat hatten und immer den neusten Pastell-Textmarker. Das ist eigentlich auch logisch. Der NC für Psychologie ist in beliebten Studierendenstädten hoch, einen Platz kann man nur mit einem sehr guten Abi-Schnitt bekommen. Trotzdem ist der Leistungsdruck im Studium noch immer sehr hoch. Man könnte ja meinen, der schwierigste Teil sei geschafft: Das Abi ist gut bestanden, Studienaufnahmetests geschrieben, das Auswahlverfahren überlebt. Leider ist es in Psychologie so, dass der Leistungsdruck bleibt. Um einen Masterstudienplatz zu bekommen, ist meistens ein sehr guter Durchschnitt notwendig. In anderen Studiengängen wie Medizin, bei denen es auch sehr schwer ist, einen Studienplatz zu bekommen, ist das oft anders. Es geht beim Studium meistens eher ums Bestehen, einen Job bekommt man schon, egal welche Noten. Und obwohl es vor allem im klinischen Bereich an therapeutischen Fachkräften fehlt und überall Psycholog*innen gebraucht werden, gibt es dennoch diesen Notendruck im Psychologiestudium. Ich habe schon mitbekommen, wie Kommiliton*innen während einer Klausur ihre Antworten durchgestrichen haben, da sie sich nicht sicher sein konnten, eine 1,3 oder besser zu bekommen. In diesem Fall ist es nicht unüblich, lieber ein durchgestrichenes Blatt abzugeben und mit einer 5,0 durchzufallen und es dann beim nächsten Termin noch einmal zu versuchen – anstatt das Risiko einzugehen, eventuell eine 2,0 geschrieben zu haben.
Mir fällt es oft schwer, mich von diesem Notendruck zu distanzieren. Aber ich weiß, dass mein Studium mir keinen Spaß machen würde, wenn ich alles darauf setzen würde, in den sechs Semestern Regelstudienzeit nur Top-Noten zu schreiben. Ich möchte mich auch über eine 2,0 freuen können und stolz sein, Statistik überstanden zu haben, und zwar egal mit welcher Note. Diese Einstellung musste ich erst erlernen, aber mittlerweile geht es mir sehr viel besser damit.
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