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Neustart in Neustadt

Ein Porträt-Foto von Conny

Autor:
Conny

Rubrik:
studium

08.12.2024

Durch die Arbeit an meinem Abschlussfilm verbrachte ich in diesem Jahr viel Zeit in Halle-Neustadt, dem größten Viertel meiner Heimatstadt Halle, das so ziemlich am anderen Ende der Stadt liegt. Eine halbe Stunde brauchte ich mit dem Fahrrad, um von meinem Wohnsitz dorthin zu gelangen. Im Sommer war das für mich gut händelbar und eine willkommene sportliche Abwechslung zum Homeoffice. Doch bei meinen zeitweise fast täglichen Recherchebesuchen kam mir irgendwann der Gedanke, dass es aus praktischer und inhaltlicher Sicht für meine Arbeit sinnvoll wäre, meinen Wohnort nach Neustadt zu verlagern. Immerhin würde ich bis ins nächste Jahr hinein an dem Projekt arbeiten und oft vor Ort sein müssen.

Gedacht, getan. Ich begab mich im Internet auf Wohnungssuche und wurde schnell bei einer kleinen Genossenschaft fündig. Innerhalb weniger Wochen war alles organisiert, abgebaut und eingepackt und ich begab mich voll und ganz hinein in mein Filmprojekt.

Seitdem sagen mir viele, was für ein starkes „Commitment“ mein Umzug sei, gerade weil Neustadt in der Außenwahrnehmung meist als sozialer Brennpunkt gilt. Doch für mich war genau dies ein Grund mehr, hierher zu ziehen und glaubhaft aus dem Stadtteil heraus arbeiten zu können. Jede Beobachtung auf meinen alltäglichen Wegen wird nun zu einer kleinen Recherche, und mein Verständnis für den Ort wächst mit jedem Tag. Es verändert deinen Blick, wenn du deine Lebensmittel im selben Supermarkt kaufst wie deine Protagonist*innen.

Diese Erfahrung habe ich schon bei einem früheren Filmprojekt gemacht, damals allerdings erst kurz vor dem Dreh. Diesen Schritt schon in der Recherche- und Stoffentwicklungsphase zu wagen, ist eine echte Bereicherung – und ganz nebenbei habe ich auch meinen Wohnkomfort gesteigert: Aus einer Ein-Raum-Wohnung im sechsten Stock ohne Balkon wurde eine Zwei-Raum-Wohnung im dritten Stock mit Balkon.

Deshalb begegne ich den staunenden Reaktionen auf meinen Umzug meist eher mit einem Achselzucken: Für mich ist mit diesem Schritt tatsächlich alles einfacher geworden.