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Bachelor live: Paulchen

Ein Porträt-Foto von Conny

Autor:
Conny

Rubrik:
studium

26.08.2021

Eigentlich bin ich kein abergläubischer Mensch, aber von Zeit zu Zeit doch sensibel für Zeichen und Symbole um mich herum. Dazu zählt auch das Auftauchen schwarzer Katzen. Vor zwei Monaten trat ein schwarzer Kater in mein Leben, demgegenüber ich zunächst skeptisch war, ihm gegenüber dann aber doch große Sympathie entwickelte.

Bei der Besichtigung meiner neuen Wohnung wartete ich einige Minuten auf den Mitarbeiter der Wohnungsgenossenschaft, der sich verspätet hatte. Statt diesem bog eben jener schwarze Kater um die Ecke und hielt schnurstracks auf mich und einen Futternapf vor der Haustür zu. Er sah sehr zerrupft und gezeichnet vom Leben auf der Straße aus. Oh je, schon mal kein gutes Omen, dachte ich mir, bevor ich das Haus überhaupt betreten hatte. Der Kater stellte sich jedoch als sehr anschmiegsam heraus und da ich Katzen sehr mag, konnte ich nicht lange widerstehen, das Tier zu streicheln. Das ist Paulchen, unser Hauskater, sagte mir der Vermieter als er ankam und aufschloss.

Die Wohnung gefiel mir und ich zog ein, ohne noch einmal an den Kater gedacht zu haben. Nach dem Einzug aber stellte er sich als beinah täglicher Begleiter heraus. So gut wie jede Person, die das Haus betrat oder verließ, kam nicht an ihm vorbei, ohne ihn wenigstens kurz zu streicheln. Paulchen war der vierbeinige Pförtner und die gute Seele des Hauses. War der augenscheinliche Pechvogel vielleicht sogar ein kleiner Glücksbringer? Den ganzen Tag schlief er auf der Wiese vor dem Haus. Sein Futternapf und die Trinkschale waren immer gut gefüllt. Von den Nachbarn erfuhr ich, dass Paulchen schon sehr alt sein musste, etwa 14 oder 15 Jahre. Jeder behauptete etwas anderes darüber, wem er denn nun tatsächlich gehörte. Klar war nur, die Hausnummer 12 war sein Reich. Wenn ich aus meinem Fenster schaute, suchte ich jedes Mal nach dem kleinen schwarzen Knäuel auf dem Boden. Am Abend sah ich ihn manchmal die Treppe hoch hinken, ganz langsam mit einer krummen Hüfte, die die ganze Last seines langen Katzenlebens trug. Eile hatte er schon längst nicht mehr.

Vor meiner letzten Reise kaufte ich eine Zehner-Packung Kauröllchen für Senior-Katzen, um ihn auch einmal füttern zu können. Doch bei meiner Rückkehr musste ich im Hausflur die traurige Nachricht von Paulchens Tod lesen. Ein Foto von ihm, umrahmt von einem Herz und den Buchstaben R.I.P. füllte den Aushang und war auch an der Laterne vor unserem Haus angebracht mit einem kleinen Blumenstrauß darunter. So schnell kann es gehen… Mach’s gut, alter Knabe. Was für ein Glück, dich noch gekannt zu haben!