Rubrik:
studium
11.08.2022
Autor:
Lina
Rubrik:
studium
11.08.2022
Wenn Abschiede nicht traurig wären, würde das bedeuten, dass es davor nicht schön war. Daran gemessen, wie viel ich beim Abschied vom Leibniz Kolleg geheult habe, muss das Jahr echt besonders schön gewesen sein. Und das war es auch!
Ich hatte die Ehre, zehn Monate in Tübingen am Leibniz Kolleg zu studieren. Das Studium generale und sociale soll als Orientierungsstudium dienen und uns Studierende bei unserer Studienwahl unterstützen sowie dabei unser Allgemeinwissen vergrößern und unser interdisziplinäres Interesse fördern. Neben unterschiedlichsten Kursen war mein Jahr geprägt von Exkursionen, Wochenendseminaren, zwei Semesterarbeiten und am meisten von der Tatsache, mit meinen 52 Mitstudierenden zusammen in einem Haus zu wohnen.
Dieses Jahr war unglaublich lehrreich für mich. Ich konnte ganz unterschiedliche Kurse belegen, von Gender Studies und Creative Writing bis zu naturwissenschaftlichen Fächern wie Biologie und Psychologie. Jeden Donnerstag wurde ein Vortrag gehalten – wir durften unter anderem AutorInnen, einen Richter vom Bundesverfassungsgericht und bekannte KünstlerInnen bei uns begrüßen. Die Wochenendseminare haben uns in die Welt des naturwissenschaftlichen Schreibens, des sozialwissenschaftlichen Arbeitens, in die Kraterforschung, in Latex und viel mehr eingeführt.
Auch wenn ich also auf dem akademischen Gebiet unglaublich viel mitnehmen durfte, war für mich der soziale Aspekt, also das Studium soziale, noch prägender. Die Erfahrung, einen Haushalt mit 53 Leuten zu managen, ist wohl eine einzigartige Erfahrung. Wir haben uns nicht nur sechs Herdplatten, dieselben Sanitäranlagen und manchmal auch die Matratzen geteilt, sondern auch so viele schöne und ergreifende Momente, interessante und erleuchtende Gespräche, viel Spaß und Lachen. Wir waren auf Exkursionen zusammen in Rom, in Zürich und in Bad Urach. Wir saßen bis spät in die Nacht beim Konvent zusammen, um jeden Montag die Fragen und Probleme der Woche zu klären. Wir haben uns in Kochgruppen, Leseclubs, Kommissionen und AGs zusammengefunden. Wir haben Wie-geht‘s-mir-Runden, Selfcare-Nächte, etliche Filmabende, einen Lyrikspaziergang, Konzerte, Quiz-Abende und – natürlich – viele, viele Partys veranstaltet.
Ich kann wirklich jeder am Lernen interessierten, leidenschaftlichen und engagierten Person nur empfehlen, nach dem Abitur vielleicht nicht dem Klischee folgend nach Australien abzutauchen, sondern sich zu überlegen, ob ein Jahr am Leibniz Kolleg nicht eine tolle und vor allem einzigartige Erfahrung werden könnte.
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