Stadtrand

Autor:
Conny

Rubrik:
studium

15.05.2023

Seit 2020 habe ich an einem Filmprojekt gearbeitet, das für mich in vielerlei Hinsicht sehr besonders war. Zum einen, weil ich es in meiner Heimatstadt Halle (Saale) gedreht habe, zum anderen, weil der Entstehungsprozess durch Corona ungewohnt und nicht immer leicht war. Und auch sonst war bei diesem Projekt einiges anders im Vergleich zu den Filmen, die ich davor gemacht hatte.

In meinem Film „Stadtrand“ porträtiere ich verschiedene Bewohner*innen eines Gewerbegebiets. Zwischen Containerzügen, wilder Natur und Industrie werden alltägliche Geschichten eines besonderen Ortes erzählt. Die Idee ist auf ausgedehnten Lockdown-Spaziergängen am Stadtrand entstanden und ergab sich sehr organisch aus dem, was ich im Herbst 2020 im Corona-Alltag erlebt hatte. Davor waren meine Themen immer sehr gezielt ausgesucht und ich versuchte eher, für mich fremde Lebenswelten zu ergründen.

Damals kam ich aus einer Phase meines Studiums, wo ich an sehr vielen Projekten mit ganz klaren Abgabefristen gearbeitet hatte, und ich wollte mir nun für das nächste Thema mehr Zeit und Ruhe nehmen. Dementsprechend verbrachte ich viel Zeit mit der Recherche, traf mich mit Anwohner*innen, fotografierte viel und versuchte, meine Gedanken und Gefühle in Bezug auf das Thema zu Papier zu bringen. Durch die Pandemie war es dann lange Zeit nicht möglich, zu drehen, und wir konnten erst im Sommer 2021 mit dem Dreh beginnen. Über vier Wochen hinweg tauchten mein Kameramann und ich in die skurrile und faszinierende Welt des Stadtrands ein. Es war ein Sommer, an den ich gerne zurückdenke – voller Begegnungen, Herzlichkeit und Neugier. Diesen sehr persönlichen Dreh-Modus habe ich wirklich genossen und bei diesem Projekt das allererste Mal so stark empfunden.

Danach musste das Projekt jedoch wieder pausieren, da ich die tolle Chance hatte, eine Auftragsproduktion für den MDR zu realisieren, die mich in den folgenden sechs Monaten komplett in Beschlag nahm, sodass der Schnitt von „Stadtrand“ erst 2022 beginnen konnte. Fertigstellen konnte ich den Film dann erst im Sommer letzten Jahres. Vor ein paar Wochen feierte dieser persönliche und wirklich lang gereifte Film nun endlich seine Premiere auf dem 20. Mitteldeutschen Kurzfilmfestival „Kurzsuechtig“. Und als wäre das nicht schon genug der Freude gewesen, durften wir uns an diesem Abend gleich über zwei Preise in der Kategorie „DOK“ freuen.

Was für ein seliges Gefühl!