Rubrik:
studium
21.03.2023
Autor:
Lina
Rubrik:
studium
21.03.2023
Es gibt einige Dinge, die vermeintlich zum typischen Leben einer studierenden Person gehören: Nudeln mit Pesto, zu wenig Schlaf, die ewige Suche nach einem guten Platz in der Uni-Bib, Club-Mate, Kaffee – und vor allem eines: Partys, und in Verbindung mit diesen eine Menge Alkohol.
Ich persönlich trinke keinen Alkohol. Gar nicht aus einem bestimmten Grund. Ich sehe nur für mich keinen Sinn darin, etwas zu trinken, was eklig riecht, im Rachen brennt und das Risiko eines Kontrollverlustes mit sich bringt. Außerdem spricht mich die Umgebung, in der Alkohol meist konsumiert wird, nicht an: Ich mag keine Partys, gehe nicht gerne in Clubs. Es ist mir zu voll, zu laut, zu stickig, zu warm, zu klebrig und schlicht und einfach zu viel. Zu viele Menschen, und ja, auch zu viel Alkohol. Ich habe nichts per se gegen den Konsum von Alkohol als Genussmittel. Es spricht in meinen Augen nichts gegen den Konsum in Maßen, solange man sich der Risiken bewusst ist. Denn Alkohol ist und bleibt eine Droge, wenn auch in unserer Gesellschaft so normalisiert, dass sie zwar als diese wahrgenommen wird (es wird wohl kaum jemand bestreiten, dass es sich bei Alkohol um eine Volksdroge handelt), aber der Umgang mit Alkohol keineswegs dem entspricht, wie man es dementsprechend erwarten würde. Besonders in bestimmten Gesellschaftsschichten gehört Alkohol zum Alltag dazu. Zu diesen Schichten zählen auch die Studierenden. Was in der Ersti-Woche mit Kneipentouren, Flunky-Ball-Turnieren und abendlichen Besäufnissen im Park beginnt, bleibt im Studi-Leben als essenzieller Bestandteil des Alltags bestehen. Alkohol gehört dazu – und wer keinen Alkohol trinkt, oftmals eben nicht. In meiner Erfahrung ist es nicht so, als würde ich zum Trinken gezwungen werden. Ich habe Freundinnen, mit denen ich viel Spaß haben kann, ohne getrunken zu haben, und auch ohne Besuche in Clubs oder Bars wird mir abends nicht langweilig. Aber noch immer wird man komisch angeschaut, wenn man das Feierabendbier oder den Schluck aus der Vodkaflasche ablehnt.
In einem meiner Psychologie-Seminare haben wir über Testverfahren zur Diagnose von Suchtkrankheiten gesprochen. Der Fragebogen, der gebraucht wird, um eine Alkoholabhängigkeit festzustellen, ist versehen mit der Anmerkung, dass dieser nicht zur Diagnose von Studierenden eingesetzt werden kann – ansonsten wäre mehr als die Hälfte als alkoholabhängig diagnostiziert. Bei Fragen wie „Trinken Sie manchmal mehr als Sie sich vornehmen“ oder „Erbrechen Sie sich manchmal wegen des übermäßigen Konsums von Alkohol oder vergessen Sie Teile des Abends“ wurde bei uns im Kurs gelacht, sich verschwörerische Blicke zugeworfen und auf die Party am Vorabend verwiesen. Alkohol ist ein stereotyper Teil des Studierendenlebens und wird es auch vorerst bleiben – und das ist auch erst einmal okay so, solange es in Maßen geschieht. Wir sind jung und frei, unsere eigenen Entscheidungen zu treffen. Ich möchte nur klarmachen, dass es eben auch zu diesen eigenen Entscheidungen gehören kann, den verharmlosenden, normalisierten Konsum von Alkohol zu hinterfragen und das Feierabendbier doch mal abzulehnen.
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