Rubrik:
studium
24.06.2024
Autor:
Melissa
Rubrik:
studium
24.06.2024
Kürzlich war die Europawahl, ein Thema, das bestimmt den ein oder anderen genauso beschäftigt wie mich. Vorneweg sei gesagt, dass ich in diesem Artikel nicht über eine spezifische politische Meinung oder die Ergebnisse der Wahl schreiben möchte, sondern vielmehr meine Gedanken teilen möchte, wie es mir mit der Wahl an sich so ergeht.
Politik spielt in meinem Leben keine besonders große Rolle, die langen Diskussionen und all die verschiedenen Themen, mit denen sich die Politiker*innen auseinandersetzen, fühlen sich für mich oft abstrakt an, so fernab von meinem Leben. Bei den allermeisten Themen habe ich das Gefühl, dass ich mir nicht einmal eine Meinung bilden kann, weil ich einfach viel zu wenig Ahnung von der Materie habe. Deshalb ist es für mich auch immer eine Überwindung, mich überhaupt damit auseinanderzusetzen. Dennoch ist mir klar, wie wichtig es ist, sich mit der Politik und all den Entscheidungen dort zu beschäftigen. Besonders deutlich geworden ist mir das, als ich letztes Jahr das Europäische Parlament in Brüssel besucht habe sowie die dazugehörige Ausstellung im Parlamentarium, die die EU von Grund auf erklärt. Auch wenn Politik kompliziert ist, wahrscheinlich umso komplizierter, je mehr Menschen und verschiedene Meinungen vertreten sind, ist es ein tolles Privileg, dass wir alle dabei mitentscheiden können.
Umso trauriger hat es mich gemacht, als ich mich mit Teilen meines Umfelds unterhalten habe, die keine Lust haben zu wählen, denen es egal ist, was dabei herauskommt, weil sie nur noch die Dinge sehen, die in der Politik nicht so laufen, wie sie sich das vorstellen und das Gefühl haben, dass ihre Stimme nicht so wichtig ist und so oder so keinen Unterschied macht. In diesen Gesprächen habe ich beobachtet, dass wir uns oftmals eine Meinung bilden, ohne den Hintergrund zu kennen und die Meinung dann so behandeln, als wäre sie die einzig wahre, ohne in den Austausch mit anderen zu gehen, zu versuchen, auch die anderen Seiten zu verstehen. Es kommt mir so vor, als sieht jeder nur sich selbst, seine Meinung und den eigenen Nachteil, ohne zu merken, dass da noch so viel mehr ist, so viele schöne Sachen. Und von diesem Denken kann ich mich selbst leider nicht ausnehmen. Auch ich erwische mich immer wieder dabei, genau wie meine Gesprächspartner*innen zu argumentieren und zu denken.
Grundsätzlich will ich damit gar nicht sagen, dass alles gut läuft, es gibt ganz sicher Verbesserungsbedarf in vielen Bereichen und am Ende wird es vermutlich auch immer jemanden geben, der mit etwas unzufrieden ist. Trotzdem haben mich die Wahl und meine Beobachtungen sehr nachdenklich gestimmt. Auch wenn einzelne Gespräche natürlich nicht repräsentativ für eine ganze Gesellschaft sind, so habe ich das Gefühl, dass die Stimmung allgemein sehr aufgeheizt ist, dass etwas im Gange ist. Und die Gleichgültigkeit und das egoistische Denken, das ich immer wieder bei mir und auch bei anderen beobachte, macht mir Angst. Angst, was aus uns werden wird, aus unserer Demokratie, aus der Gesellschaft.
Ich würde mir so sehr wünschen, dass insbesondere wir jungen Menschen nicht vergessen, wie wertvoll unsere Demokratie ist und dass wir alle ein Teil davon sind und unfassbar davon profitieren, auch wenn es nicht immer Spaß macht, sich dort einzufinden. Ich wünsche mir, dass wir alle wieder mehr miteinander sprechen, einander zuhören, versuchen zu verstehen, ohne einander mit den immer selben Argumenten zu überschütten. Ich würde mir wünschen, dass wir uns alle ein klein wenig mehr verantwortlich fühlen, für das, was in unserem Land und in Europa passiert, wie das alles funktioniert. Denn wir alle sind ein Teil davon, das hat mir diese Wahl wieder deutlich gemacht.
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