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Bachelor live: Wie ich das verarbeite

Bloggerin Lee-Ceshia

Autor:
Lee-Ceshia

Rubrik:
studium

10.02.2021

Ich bin durchweg ein optimistischer Mensch. Manchmal zu optimistisch.
Ich sehe es nicht ein, meine Energie auf etwas zu setzen, was schlecht ist.
Doch nun ist meine Mutter tot und ein Licht in meinem Leben ist ausgegangen. Ich wäre jedoch nicht ihre Tochter, wenn ich daraus nicht das Beste daraus machen würde.
Wie hilft also ihr Tod meinem Studium? Ich kann nun endlich loslassen. Ich habe es jahrelang versucht, doch seit dem Tag als ich erfuhr, dass sie weg war, konnte ich es.
Loslassen von ihr, von Dingen aber auch von meinen Erwartungen.
„Kind, mach dir doch nicht solchen Druck! Genieß das Leben! Und vertrau darauf, dass du alles schaffen kannst, was du willst.“
Daran erinnere ich mich noch sehr gut, mit 18 kurz vor meinem Abi. Andere Mütter hätten vielleicht gesagt, „setz dich an den Schreibtisch und lerne!“, meine Mutter, wollte, dass ich mein Leben genieße. Sie war schon immer ein wenig anders.
Doch sie hatte recht! Das wird mir jetzt klar. Sie starb und ich ließ los. Damit gewann ich auch die Kraft, den Druck, die Erwartungen an mich, ein bisschen mehr Leine zu geben. Ganz loszulassen, wäre doch zu viel auf einmal. Das Leben kann eben nicht geplant werden, genauso wenig wie der Tod und das ist auch gut so, sonst wäre es echt langweilig.
Meine Mutter hatte ein großes Hobby: Stricken. Sie strickte Socken für alle Familienmitglieder, Freunde und Neugeborenen im Krankenhaus in Hannover. Mützen, Strickjacken, Pullover. Alles. Fast jeder meiner Freunde hat mindestens ein paar selbstgestrickte Socken von ihr. Sie hat mir gezeigt, wie es geht, doch ich war sehr ungeduldig. Als mein Bruder und ich in ihrer Wohnung ihre Stricksachen fanden, nahm ich mich ihrer an und versuche mich nun immer mal wieder an Projekten.
Und die Sache ist die: Ich bin geduldiger! Ich lasse los (leider auch manchmal Maschen) und bin geduldiger. Die Projekte müssen nicht perfekt sein, manchmal muss man auch einfach alles hinter sich lassen und von vorne anfangen. Manchmal bekommt man ein paar mehr Maschen rauf und manchmal weniger – aber  so ist das nun mal.
Ich akzeptiere die Dinge, wie sie sind und genieße das Leben. Denn so langsam vertraue ich darauf, dass ich alles schaffen kann was ich will. Auch ihren Tod zu verarbeiten.