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Young, wild and free

Schatten von Bloggerin Melissa.

Autor:
Melissa

Rubrik:
studium

09.06.2024

Als ich in der Tagespflege gearbeitet habe, haben mir die Senior*innen oft gesagt, dass ich jetzt gerade das schönste Alter habe. Das Alter, an das sie sich selbst am liebsten zurückerinnern. Am Anfang ist es mir schwergefallen zu verstehen, was sie damit meinen. Was soll da schon so besonders sein an dem, wie mein Leben gerade ist, so ist es nun mal eben, das ist doch normal, oder?

Je länger ich darüber nachgedacht habe, desto mehr habe ich gemerkt, wie besonders die Lebensphase eigentlich ist, in der ich gerade bin. Es ist eine Lebensphase mit scheinbar unendlich vielen Möglichkeiten, mit vielen Aufs und Abs, mit wichtigen Entscheidungen, die so endgültig erscheinen. Eine Phase, in der ich ständig im Kontakt mit neuen Menschen bin, neue Dinge erleben und lernen darf. Eine Phase, in der ich mich ausprobieren kann und mich so frei und gleichzeitig so verloren fühle. In der ich in einem Moment singen und tanzen will und mir im nächsten wünsche, einfach nur zu wissen, was ich hier eigentlich tue. Eine Lebensphase voller Vielfalt, voller Leben.

In so vielen Momenten denke ich darüber nach, wie dankbar ich dafür bin, wie es gerade ist. Auch wenn natürlich nicht immer alles nur schön ist, so macht es einfach total viel Spaß, so viel Energie zu haben und die Welt zu entdecken. So viel zu fühlen und so sehr zu sein. Ich find's einfach richtig cool, so frei zu sein in meinen Entscheidungen, irgendwie spontan und ungebunden.

Manchmal habe ich dann aber auch ein bisschen Angst, wie es wohl sein wird, diese Lebensphase wieder zu verlassen. Wie wird es sich anfühlen? Wird es schlimm? Werde ich es überhaupt merken? Werde ich es vermissen? Oder bin ich vielleicht sogar froh, wenn es irgendwann mal anders ist? Und wer entscheidet eigentlich, dass das alles irgendwann aufhören muss? Stimmt es, was die Senior*innen sagen und es kommt von nun an nichts Besseres mehr? Ich weiß es nicht.

Aber um ehrlich zu sein, finde ich das nicht schlimm. Was in meiner Zukunft liegt, ist ungewiss, aber eines haben mir die Senior*innen mitgegeben: Es ist eine besondere Lebensphase und zwischen all den Emotionen, Unsicherheiten und Zweifeln, die zu dieser Phase genauso dazugehören wie all die schönen Dinge, versuche ich immer wieder daran zu denken, wie unfassbar toll sich das Leben momentan oft anfühlt, wie ungezwungen. Es wird vermutlich nicht für immer so sein, aber ich hoffe, dass ich diese Freiheit der Jugend immer ein bisschen in meinem Herzen bewahren kann, sodass ich irgendwann hoffentlich noch genauso lebensfroh sein kann wie die Senior*innen, die mir das alles mitgegeben haben.