Rubrik:
studium
10.04.2024
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Autor:
Melissa
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studium
10.04.2024
Nach vier Wochen in der Psychiatrie ist mein Praktikum nun vorbei. Zu Beginn des Praktikums war ich ziemlich aufgeregt, da ich nicht wusste, ob ich mir überhaupt vorstellen kann, in diesem Bereich zu arbeiten oder ob es vielleicht gar nichts für mich ist. Diese Frage hat mich davor schon das ganze erste Semester beschäftigt, sodass ich mir unsicher war, ob Psychologie wirklich das richtige Studienfach für mich ist. Obwohl ich durch meinen Freiwilligendienst weiß, dass mir die Arbeit mit Menschen Freude bereitet und es mir gut gelingt, eine Bindung zu verschiedenen Menschen aufzubauen, habe ich immer wieder Zweifel gehabt. Zweifel, ob mir die Arbeit mit psychisch Erkrankten wirklich liegt. Zweifel, ob ich überhaupt in der Lage bin, eine Bindung zu diesen Menschen aufzubauen, ein Gefühl für sie zu entwickeln. Zweifel, ob ich dem Druck gewachsen bin, Menschen in Situationen zu helfen, die für sie hoffnungslos scheinen.
Durch all meine Zweifel war ich in den ersten Wochen meines Praktikums unsicher, wie ich mit den Patient*innen umgehen soll. Ich wusste nicht, was ich sagen kann und was lieber nicht. Immerzu hatte ich Angst, etwas falsch zu machen und so den Leidensdruck versehentlich sogar noch schlimmer zu machen. Es hat eine Weile gedauert, bis es mir leichter gefallen ist, mit den Patient*innen in Kontakt zu kommen. Die ersten Wochen habe ich viel beobachtet und geschaut, wie die anderen auf meiner Station mit den Patient*innen umgegangen sind, aber auch wie die Patient*innen sich untereinander verhielten. Nach und nach habe ich gemerkt, dass ich gar keine Angst haben muss, mit den Patient*innen zu sprechen, dass ich mir mit meinen vielen Gedanken zu viel Druck mache. Natürlich gibt es, je nach Erkrankung, Themen, die für die Erkrankten schwierig oder unangenehm sind, aber sobald ich die Person näher kennengelernt habe, ist mir der Umgang zunehmend leichter gefallen. Während der vier Wochen habe ich ein besseres Gefühl für die einzelnen Personen, für bestimmte Krankheitsbilder, aber auch für die grundsätzliche Stimmung in Gesprächen entwickelt. Je öfter ich bei einem Gespräch zusehen durfte, desto besser ist es mir gelungen, die Situation richtig einzuschätzen, das Krankheitsbild zu erkennen und zu verstehen, wie sich ein Mensch mir gegenüber verhält, ob er ehrlich ist oder nicht.
Eine wichtige Erkenntnis für mich war dabei, dass die einzelnen Menschen so viel mehr sind als nur ihre Erkrankung. Sie alle haben ihre eigene Geschichte, ihren eigenen Charakter, ihre Eigenarten, die sie ausmachen, wie jeder andere Mensch auch. Die Erkrankung ist ein Teil von ihnen, der mal mehr und mal weniger sichtbar ist und ihr Leben beeinflusst, aber es ist nicht das, was sie ausmacht. Die Patient*innen schildern immer wieder die Erfahrung, dass sie von ihrem Umfeld auf ihre Krankheit reduziert werden. Das ist bestimmt nicht böse gemeint, kann aber manchmal dafür sorgen, dass derjenige vergisst, dass er so viel mehr ist als seine Krankheit.
Durch diese Erkenntnis habe ich gemerkt, wie essenziell es ist, eine Bindung zu dem Menschen hinter der Erkrankung aufzubauen und zu verstehen, was ihn ausmacht. Nur so kann ich wirklich verstehen, was die Erkrankung für ihn bedeutet und was ich tun kann, damit sein Leidensdruck verringert wird. In den letzten vier Wochen habe ich gemerkt, wie bemerkenswert dieses Berufsfeld ist. Für mich ist es jedes Mal besonders, wenn mir ein Mensch so viel Vertrauen schenkt, dass er mir von den dunkelsten Zeiten seines Lebens erzählt. Es bereitet mir große Freude, die Menschen zu begleiten und ihnen helfen zu können. Durch das Praktikum konnte ich erkennen, wofür ich mein Studium eigentlich mache, was am Ende meines Weges liegen könnte. Das gibt mir Sicherheit und Vorfreude auf das, was vielleicht einmal sein wird.
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