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Die Juristen von morgen: Aus dem Arbeitsleben im Testzentrum

Ein Porträt-Foto von Nina

Autor:
Nina

Rubrik:
studium

07.07.2021

Da ich noch nicht zu viel zu tun hatte (Spaß!) und Geld brauchte (kein Spaß), habe ich für den Monat Juni in einem Testzentrum hier in Hannover gearbeitet. Die Inzidenz ist super niedrig und ich hatte ja ohnehin schon Corona, sodass ich keine Befürchtungen vor der Arbeit hatte. Letztendlich hat sich herausgestellt, dass wir in der Zeit keinen einzigen positiven Fall hatten und alle Menschen nur einen negativen Nachweis benötigten. Aber fangen wir von vorne an.

Das provisorische Testzentrum hat sich in eins der größten Theater der Stadt gesetzt, da dieses noch immer nicht geöffnet hat. Ganz im Gegensatz zu den Kinos, die seit dem 01.07. alle wieder offen sind. Im Theater hat man natürlich viel Platz und so wurden da Wände hingestellt, Desinfektionsstationen, Laptops, PCR-Maschinen und was man noch so alles braucht. Mit meiner medizinischen Ausbildung durfte ich nicht nur an der Anmeldung sitzen, sondern auch die Abstriche machen. Zudem haben wir eine Einweisung und ein kurzes Online-Seminar bekommen, wie richtige Abstriche genommen werden. Da wurde uns schon gesagt, dass es sich um einen idealen Patient handelt und es in der Regel nicht so problemlos funktioniert. Ich vermute, mittlerweile hat fast jeder Deutsche schon mal so ein schönes Stäbchen in den Rachen geschoben bekommen, aber ich möchte gerne von der anderen Seite berichten.

Ich bin gut, schnell und weiß, was ich tue. Und zudem saß ich auch schon auf der anderen Seite und weiß wie sich das anfühlt (natürlich nicht schön, aber hey, es sind nur ein paar Sekunden). Die wenigsten Kunden waren leider so brav wie ich als Patientin und haben stillgehalten. Da wurde meine Hand zurückgeschoben, der Kopf nach hinten gelehnt, das ganze Gesicht zusammengekniffen, sodass man nicht mehr in die Nase kam, und mich angeschrien – ja, auch das. Ich habe jedem Kunden vorher gesagt, was ich wie mache und dass es sich wirklich nur um Sekunden handelt. Trotzdem waren alle entsetzt und meinten, dass ich ja „viel weiter reingehen würde als andere“.

Und jedes Mal konnte ich mir nur denken, dass ich es dann wohl als eine der wenigen richtig mache und vermutlich die meisten solche Konfrontationen scheuen und deshalb falsche Abstriche nehmen. Meine Standortleitung hat dies auch mitbekommen, also dass die meisten bei mir nicht glücklich rausgingen, und mich dafür gelobt, dass ich es wohl wirklich richtig machen würde. Na immerhin einer, der das anerkennt. Ich weiß, dass so ein Stäbchen in der Nase wirklich unangenehm ist, aber wenn man einen vernünftigen Nasen-Rachen-Abstrich nehmen möchte, dann muss der Nasenabstrich auch bis zur hinteren Rachenwand führen, sonst braucht man gar nicht erst in die Nase reinzugehen.

Letztendlich war es teilweise wirklich sehr stressig, da doch wesentlich mehr Menschen kamen, als geplant und wir dafür (ich kenne es ja gar nicht anders) viel zu wenig Kollegen waren, aber ich freue mich über das extra Geld. Dafür geht’s dann in einigen Tagen zum Friseur, worauf ich mich schon sehr freue.