Rubrik:
studium
29.06.2023
Autor:
Amelie
Rubrik:
studium
29.06.2023
Nachdem ihr nun lesen konntet, dass nach dem dritten Semester bei mir irgendwie die Luft draußen war, möchte ich nun darauf eingehen, was das Auslandssemester für mich getan hat.
Mit der Zusage für das Erasmus+ Programm war mein Hirn gedanklich schon in Mailand. Ich merkte, wie sehr ich diese Pause brauchte, die Aussicht genoss, endlich aus diesem Alltag herauszukommen und mein Studium einmal kurz pausieren zu können. Für mich war relativ schnell klar, dass ich dieses Auslandssemester nicht machen wollte, um mir von dort Leistungen anrechnen zu lassen. Ich wollte dieses Semester ohne Stress und für mich. Ich wusste, dass ich Abstand brauchte, um Dinge aus einer neuen Perspektive zu sehen, um mir über Sachen in Bezug auf mich selbst klarzuwerden und um Aspekte von zu Hause wieder schätzen zu lernen.
Also begann ich damit, mich auf die Abschlussklausur vorzubereiten, die mich von Mailand trennte. Hierbei handelte es sich um Familien- und Erbrecht. In dem Wissen, mein Grundstudium so gut wie abgeschlossen zu haben, setzte ich mir nur das Ziel, diese eine Klausur zu bestehen, alles andere war zweitrangig. Und als ich mich nur auf Familien- und Erbrecht konzentrierte, stellte ich plötzlich fest, dass Jura doch gar nicht so schwer war. Ich nahm mir genug Zeit, Übungen vor- und nachzubereiten und mich zu Problemstellungen zu belesen. Ich verstand plötzlich etwas von dem, was ich da tat, und gewann an Selbstvertrauen. Das war die erste Klausur, auf die ich mich wirklich richtig gut vorbereitet fühlte, obwohl es sich hierbei um meine zweite Klausur in Präsenz handeln würde. Bisher hatte ich tatsächlich nur eine Klausur in Präsenz geschrieben und da der Rest ansonsten Open-Book-Klausuren gewesen waren, in denen ich alles nachschlagen konnte, hatte ich nie wirklich effektiv mit Blick auf die Zukunft gelernt – sondern mich darauf verlassen, notfalls ja alles nachschlagen zu können. Nun gab es da aber dieses eine Themengebiet, in dem ich plötzlich auch ohne Google den Durchblick hatte, und fand auch wieder Spaß daran. Dennoch stresste mich die Tatsache sehr, dass mit dieser Klausur alles stand oder fiel. Umso erleichterter war ich natürlich, als die Mitteilung kam, dass ich die Klausur bestanden hatte. Doch von einem entspannten Sommer war ich sehr weit entfernt, denn das Auslandssemester wollte ja schließlich auch geplant werden!
Nachdem alle Formalitäten endlich abgeschlossen waren und ich in Mailand ankam, konnte ich durchatmen. Ich schob alles, was mit meinem Studium in Deutschland zu tun hatte, ganz weit weg von mir und genoss das dolce vita, wie man so schön sagt. Dadurch, dass in Italien alles entspannter und nicht mit (Noten-)Druck verbunden war, ging ich tatsächlich gerne in die Uni. Ich nutzte meine neu gewonnene Freiheit, um an den Wochenenden auf Reisen zu gehen und entdeckte einen Weg für mich, Studium und Freizeit ohne Stress zu kombinieren. Wie es der Zufall wollte, traf ich zwei andere Jurastudentinnen und auch das half mir, viele Dinge in Bezug auf mein Studium zu Hause aus einem neuen Blickwinkel betrachten zu können. Ich erlebte plötzlich, wie gut es tat, mich mit jemandem austauschen zu können, ohne dass Konkurrenz und Notendruck eine Rolle spielten. Ich konnte nach Tipps und Erfahrungen fragen, ohne, dass ich mich selbst dabei schlechter fühlte, weil ich meine Schwächen zugab. Durch die ganzen Gespräche fühlte ich mich am Ende bestärkt in meiner Studienwahl und freute mich tatsächlich, auch wieder nach Hause zu gehen und „weiter“ zu studieren. Es fühlte sich so an, als hätte ich neue Kraft getankt – und ich war motiviert und gestärkt, mein Studium in Deutschland wieder aufzugreifen. Diese Auszeit hat mir wahnsinnig gutgetan und ich würde diese Zeit für nichts wieder hergeben.
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