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Wie ein Blatt im Wind

Porträt-Foto von Amelie

Autor:
Amelie

Rubrik:
studium

22.06.2023

Das dritte Semester war hart! Nach zwei Corona-Semestern brach das dritte Semester wie eine Sintflut über mich hinweg. Plötzlich gab es so viele neue Reize von außen. Der Präsenzbetrieb, ein vollgepackter Stundenplan, meine Werkstudentenstelle und ein erwachendes Sozialleben. Nun konnte man wieder Dinge unternehmen, wie Freunde treffen und in Clubs und Bars gehen. Während Corona war es normal geworden, seinen Freitagabend daheim zu verbringen. Doch nun hatte man wieder die Wahl. Machte man dies oder jenes? Dass dabei die FOMO kickte, war ja quasi vorprogrammiert. Meine erarbeiteten Routinen aus dem zweiten Semester funktionierten mit der neu gewonnenen Spontanität nicht mehr, und ich verbrachte recht wenig Zeit mit dem Lernen.

Rückblickend überforderte mich das alles. Aber weil ich nun erlebte, wie gut andere Studierende mit der Balance aus Studium und Freizeit zurechtkamen, dachte ich, ich könnte das auch. (Spoiler: Konnte ich nicht.)

Vor den Klausuren kam dann das bittere Erwachen. Ich hatte zu wenig im Semester gelernt und keine Zeit mehr, den ganzen klausurrelevanten Stoff nachzuholen. Es fühlte sich so an, als hätte ich versagt. Warum hatte ich die Balance zwischen Studium und Freizeit so schlecht hinbekommen? Warum fiel es anderen so leicht, sich zum Lernen zu motivieren? Warum fühlte ich mich dauerhaft gestresst? Und das war natürlich ein guter Nährboden für Zweifel: Ich fragte mich, ob Jura der richtige Studiengang für mich gewesen ist, ob mich die richtige Motivation hierhergeführt hatte, ob ich zu früh das Studieren begonnen hatte und ich mir für diese Entscheidung einfach mehr Zeit hätte lassen sollen, ob ich begeistert genug von Jura war, weil ich nicht ständig darüber sprach, ob ich überhaupt geeignet war, weil meine Noten im Mittelfeld versackten. Und ich sorgte mich, einfach nicht zu besseren Leistungen imstande zu sein.

Letzten Endes versuchte ich, den Prüfungsstoff innerhalb kürzester Zeit in mein Hirn zu bekommen (keine besonders effiziente Variante im Hinblick aufs Examen) und überstand diese Prüfungsphase einfach nur – und das befeuerte natürlich die ganzen Zweifel, die aufgekommen waren.

Ich muss zugeben, dass der größte Mutmacher in dieser Situation meine Zusage für die La Statale in Mailand gewesen ist. Im nächsten Semester ein wenig entspannen zu können und nicht unter Leistungsdruck zu stehen, war erfrischend und motivierte mich für das vierte anstehende Semester.