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Erfahrungen in Mailand – Teil 3

Porträt-Foto von Amelie

Autor:
Amelie

Rubrik:
studium

19.05.2023

In meinem letzten Blog drehte sich alles es um die An- und Einreise, die Möglichkeiten einer Unterkunft und meine Erfahrungen mit der Gasteinrichtung während meines Auslandssemesters. Heute soll es um den (Uni-)Alltag und meine Freizeitgestaltung gehen. Außerdem möchte ich euch ein Fazit geben zum Thema Studieren im Ausland.

Alltag und Freizeit (Sehenswertes, kulinarisches, Geld abheben, Handy, Jobs)

Der Alltag in Mailand ließ sich leicht bestreiten. Der ÖPNV ist sehr gut ausgebaut und man kann jeden Winkel in Mailand sehr gut per Bus, Tram oder Metro erreichen. Für Leute unter 26 Jahren gibt es „Urban Monthly Tickets“. Ein Auto ist in Mailand also definitiv nicht nötig. Zudem gibt es zahlreiche Anbieter für Mietfahrräder oder E-Scooter. Es gibt zumeist immer in Laufnähe einen Supermarkt, der in Mailand auch oftmals von 7 bis 22 Uhr von Montag bis Sonntag geöffnet hat. In Mailand findet man sogar Aldi, Lidl und Penny, wenn der Wocheneinkauf nicht ganz so teuer werden soll. Die teureren Marken sind hier eindeutig Esselunga und Carrefour, diese haben jedoch meist ein größeres Sortiment und bieten sich an, wenn man etwas Bestimmtes sucht.

Mailand bietet eine Menge an Sehenswürdigkeiten und Erlebnissen. Schon allein der Dom und die Galeria Vittorio Emanuele II sind jedes Mal aufs Neue bewundernswert! Ich habe glücklicherweise schnell sehr gute Freunde gefunden, mit denen ich viele Ausflüge unternommen habe. Durch die perfekte Anbindung Mailands an den Fernverkehr, war es mir möglich, an die 14 Städte zu besichtigen. Sehr empfehlenswert waren hier Verona, Bergamo, Rom und Neapel, aber auch die Cinque Terre und Como oder Lecco lohnen sich bei warmen Temperaturen sehr. In Mailand selbst gibt es Aktionstage wie den ersten Sonntag und den dritten Dienstag im Monat, an denen man kostenlos Museen besichtigen kann. Man kann alte Kirchen, Paläste und Schlösser, aber auch moderne Hochhausbauten, wie die Vertical Forests, kostenlos bestaunen.

Das Nachtleben kommt in Mailand natürlich auch nicht zu kurz. Angefangen bei der gängigen Aperitivo Kultur, bei der man sich ab 17 Uhr mit Freunden zusammensetzt und zumeist einen Aperol mit Snacks oder Buffet genießt. Dies kann man vor allem gut im Ausgehviertel Navigli tun. Danach zieht man weiter in Bars oder Clubs, oder man besucht eine Party auf dem Campus der Politecnico.

Ich persönlich habe abends lieber mit Freunden zusammen gekocht, denn nach einem Tagesausflug oder einer Tour durch Mailands prächtige Straßen, zog ich einen entspannten Abend auf der Couch vor.

Italien ist ja bekanntlich das Land der Pizza und Pasta. Und auch das kam nicht zu kurz. In Italien beliebt ist die Pizza al taglio, also rechteckig gebackene Pizza, die nach Stück- und Grammzahl auf die Hand verkauft werden. Somit hat man die Möglichkeit, viele verschieden Sorten durchzuprobieren. Aber auch die Süßspeisen sind nicht zu vernachlässigen. Angefangen beim italienischen Eis! Ich habe sehr schnell meine Lieblingseisdiele gefunden und mich dort durch die verschiedenen Sorten probiert. Das Eis dort wird nicht wie in Deutschland nach Kugeln, sondern nach Größe verkauft. Kaufst du ein kleines Eis, bist zu meistens dazu berechtigt, zwei verschiedene Geschmackssorten zu wählen. Eine weitere Besonderheit findet sich in den Pasticceria der Stadt. Hörnchen! Diese luftig aufgebackenen Croissants sind oft gefüllt mit Crema, Pistaziencreme oder Schokolade und sind es definitiv wert, probiert zu werden.

Zur Weihnachtszeit gab es in Mailand auch aufgebaute Weihnachtsmärkte und mehrere Schlittschuhlaufbahnen. Generell zieht es die Mailänder am Wochenende nach draußen und man findet daher immer ein großes (kostenloses) Freizeitangebot, wie irgendeinen (Floh-)Markt, eine Ausstellung oder eine andere spannende Aktivität. Fragt an der Kasse nach oder informiert euch vorher im Internet über reduzierte Tickets, denn EU-Bürger unter 26 Jahren oder Schüler:innen bekommen oft deutlich günstigere Tickets!

Auch wenn ich mir vorher darüber sehr viel den Kopf zerbrochen habe, ist Anschluss zu finden sehr leicht. Zum einen kann man im Vorfeld schon Leute kennenlernen, indem man über Facebook WhatsApp-Gruppen beitritt und dort jemanden anschreibt oder vor Ort einfach mal fragt, ob sich nicht eine Gruppe für einen Aperitif finden lässt. Aber auch die Uni greift einem da schnell unter die Arme. Beispielsweise gibt es das ESN (findet ihr auf Facebook und Instagram) das regelmäßig Events plant und auf denen ihr immer neue Leute kennenlernen könnt (Mitgliedskarte 10€). Mir persönlich waren die ESN-Events zu schlecht organisiert und haben zusätzlich noch zu viel Geld gekostet, denn oftmals wurde man dazu angehalten, bereits ein Essen oder gleich mehrere Drinks mitzubezahlen. Zudem ist dafür die Installation einer eigenen Bezahl-App notwendig, in meinem Fall „Verse“. Zu Beginn war ich noch auf einigen Treffen und habe dort auch sehr nette Leute kennengelernt, aber sobald ich dann meine Freundesgruppe gefunden hatte, haben wir uns mehr darauf konzentriert, gemeinsame Tagesausflüge zu machen.

Fazit

Ich kann einem das Auslandssemester in Mailand nur wärmstens empfehlen! Wie ich hier schon sicher hundertmal erwähnt habe, wollte ich schon immer einmal im Ausland studieren. Dass dieses Ereignis nun schon vorbei ist, kann ich manchmal immer noch nicht glauben. Im Vorfeld war ich so nervös, wie es wohl sein wird in einem anderen, mir fremden Land zu wohnen. Würde ich mich zurechtfinden, würde ich Freunde finden, würde ich mich wohlfühlen?

Nun sagen zu können: Ja, ich habe mich zurechtgefunden, ich habe sehr gute Freunde gefunden und ich habe mich dabei sehr wohl gefühlt, ist ein ganz besonderes Gefühl. Schon allein das alltägliche Lebensgefühl ist in Italien ein komplett anderes und stellt einen erfrischenden Kontrast zum eher stressigen Studium in Deutschland dar. Der Lebensstil dort ist eindeutig entschleunigend und genehmigt einem eine Pause vom Studium, ohne dabei das Gefühl zu haben, man vertrödele seine Zeit. Natürlich ist es jedermanns persönliche Sache, wie er sein Auslandssemester gestalten will – und wer sich Leistungen für sein Jurastudium an der FAU anrechnen lassen möchte, der muss wahrscheinlich deutlich mehr als die maßgeblichen ECTS belegen. Aber für mich war es genau das Richtige!

Durch mein Auslandssemester habe ich sehr gute Freunde gefunden, mit denen ich mich mit Sicherheit auch noch in Zukunft gerne an die Zeit in Mailand zurückerinnern werde. Dadurch, dass ich aufgrund der Corona-Pandemie nach dem Abitur nicht die Möglichkeit hatte, reisen zu können, konnte ich dies nun ein wenig nachholen. Ich habe so viel von Italien kennen und lieben gelernt. Das Gefühl dieser Freiheit war für mich neu und ungewohnt und unglaublich schön. In Mailand hatte ich die Zeit, spontan entscheiden zu können, welche Stadt ich als nächstes besuchen möchte, ohne ein schlechtes Gewissen aufgrund eines schleifenden Studiums zu bekommen. Ich habe sehr viel dazulernen können (u.a. auch über internationales Recht/länderübergreifende Rechtsprechung) und wünsche jedem, der sich für ein Auslandsstudium entschließt, ähnlich tolle Erfahrungen!