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Die Juristen von morgen: Juristen unter sich (2)

Porträt-Foto von Amelie

Autor:
Amelie

Rubrik:
studium

01.07.2022

In meinem letzten Beitrag erwähnte ich die Vorurteile, die mir als Jurastudentin oft begegnen. Es kommt bei Vorurteilen oft auch auf den Blickwinkel des Betrachters an.

Dies trifft auch auf das dritte Vorurteil zu: „Ist das nicht mega schwer und sind da nicht alle voll ehrgeizig?“. Jura ist für mich auch schwer. Das merke ich immer wieder, wenn mich ein Sachverhalt an meine Grenzen bringt. Natürlich kommt es vor, dass einem das Verfassen eines Gutachtens mehr liegt als einer anderen Person. Und obwohl ich oft auch an mir oder meinem Wissen zweifle, sehe ich, dass Jura schwer sein kann, aber nicht sein muss. Kennt ihr diese Glühbirnen-Momente, in denen es plötzlich „klick“ macht? Diese habe ich während meiner letzten Semester immer wieder gehabt. Mag es auch nur eine kleine Stellschraube gewesen sein, wenn mir plötzlich aufgefallen ist, wie ich einen Paragrafen zu lesen habe, oder einen weiteren Schritt verstanden habe, der mein Gutachten ein Stück weit logischer aufbaut – mir erschien vieles einfacher als vorher.

Generell würde ich zwar schon sagen, dass Jurastudenten ehrgeizig sind. Aber das ist nichts, das nicht auch auf andere Studierende zutreffen kann. Ehrgeiz ist eine ziemlich subjektive Eigenschaft. Zu Beginn meines Studiums hatte ich beispielsweise gehört, dass Juristen Bücher in den Bibliotheken verstecken, nur damit andere sie nicht finden, oder dass dieses Studium eher für Einzelgänger sei. Dies würde ich pauschal auch nie ausschließen, aber dennoch sind Jurastudenten nicht viel anders als andere Studenten. In meinem eigenen Umfeld sind auch viele ambitionierte Leute. Das finde ich auf der einen Seite ziemlich cool, auf der anderen übt das manchmal schon auch Druck auf mich aus. Dann muss ich mir selbst klarmachen, dass jeder seinen eigenen Weg gehen muss. Schließlich führen ja bekanntlich viele Wege nach Rom – oder zum 1. Staatsexamen.

Was das Vorurteil 4 auf der Liste betrifft („Also ich könnte das ja nicht, das wäre mir viel zu trocken …“): Ich finde mit der Aussage, Jura sei doch langweilig, könnten Leute gerne vorsichtiger sein. Denn, ob etwas langweilig ist, ist ja mal so was von subjektiv! Wenn sich jemand dazu entscheidet, Jura zu studieren, dürfte offensichtlich sein, dass diese Person Interesse an diesem Gebiet hat – ansonsten hätte sich die- oder derjenige sicherlich anders entschieden.

Ich weiß nicht, ob dieser Beitrag dem ein oder anderen helfen konnte. Aber falls ihr überlegt, Jura zu studieren, euch aber nicht sicher seid, würde ich euch trotzdem dazu raten, es zumindest auszuprobieren. Dieses Studium ist auch für mich hart. Neulich haben mich schon Begriffe wie „Vertrag mit Schutzwirkung zugunsten Dritter“, „Drittschadensliquidation“ und „gestörte Gesamtschuld“ zum Weinen gebracht. Aber dann gibt es dazwischen immer wieder Momente, in denen ich einfach feststelle, dass es mir Spaß macht. In denen ich das Gefühl habe zu wissen, was ich tue und wofür. Lasst euch nicht entmutigen, falls es gerade nicht so gut läuft. Nach jedem Tief muss auch wieder ein Hoch kommen, auch wenn dieses manchmal nicht so ersichtlich erscheint.