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Die Lehrer von morgen: Corona im Referendariat

Foto von abi>> Bloggerin Hannah

Autor:
Hannah

Rubrik:
studium

20.04.2020

Ich schreibe diesen Blogartikel von meinem Balkon aus, in der Abendsonne. Es ist eine wahnsinnig merkwürdige Zeit, aber wem sage ich das. Mir und meiner Familie geht es gut und ich fühle mich ziemlich privilegiert in diesen Tagen. Als Referendarin bekomme ich weiterhin ganz normal meinen Lohn, ohne dafür wahnsinnig viel zu tun.
In die Notbetreuung bin ich nicht involviert. Ich habe nur in meiner Erstfachschule, in der ich schon seit einem guten Jahr bin, eigenverantwortlichen Unterricht, den ich nun so gut es geht, den Schülern zu Hause vermitteln muss. Wichtig ist, dass die Schülerinnen und Schüler in Mathe und Deutsch vorankommen, daneben gibt es noch ein bisschen Sachunterricht, aber das war es auch schon. In Deutsch lesen wir gerade eine Klassenlektüre, diese müssen sich die Kinder nun Stück für Stück selbst erarbeiten und Aufgaben dazu erledigen. Ich habe den Eltern angeboten, mit den Kindern einzeln am Telefon gemeinsam zu lesen, aber niemand hat dieses Angebot angenommen. Ansonsten gibt es nur ein bisschen E-Mail-Kontakt. Wenn ich Klassenlehrerin dieser Klasse wäre, hätte ich es gern anders gemacht. Ich hätte alle Kinder regelmäßig angerufen, denn ich finde es wichtig, dass in diesen Tagen der Kontakt nicht abreißt. Dass man für die Kinder da ist als Lehrerin und Bezugsperson und mitbekommt, falls es Probleme gibt. Aber weil ich nur eine Referendarin bin, hatte ich das Gefühl, dass das offene Angebot der Anrufe besser zu meiner Rolle passt. Ich denke darüber nach, die Klassenlehrerin zu fragen, ob wir uns die Kinder aufteilen können für persönliche regelmäßige Anrufe – so, dass jeder ein paar Bezugskinder hat quasi. In meiner Zweitfachschule übernimmt meine Mentorin den telefonischen Kontakt zu den Schülern – dort ist die Beziehungsarbeit viel wichtiger als die schulischen Inhalte. Vielleicht werde ich dort in Zukunft auch manchmal mit Schülern telefonieren – wenn, dann aber eher zusätzlich zu ihr.
Wir sind alle noch am Ausprobieren, wie diese Zeit gut funktionieren kann, und gerade mit jüngeren Kindern ist es gar nicht so einfach, den Online-Unterricht zu gestalten. Bisher senden wir Arbeitsblätter zu und geben nach der Erledigung Selbstkontrollmöglichkeiten. Ansonsten können in einer Lern-App, zu der jedes Kind einen Zugang hat, zusätzlich spielerische Aufgaben erledigt werden – das ist aber freiwillig. Ich bin gespannt, was uns mit der Zeit noch einfällt!