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Die Lehrer von morgen: Einblicke in eine andere Welt

Ein Porträt-Foto von Eva

Autor:
Eva

Rubrik:
studium

23.01.2019

Eine Freundin von mir engagiert sich ehrenamtlich für Geflüchtete in meiner Heimatstadt. Sie kommen aus Äthiopien und leben seit etwa zwei Jahren hier. Um ihre Aufenthaltsgenehmigung steht es schlecht, da Äthiopien als ein „sicheres“ Land gilt. Die jungen Männer leben in einem ehemaligen Ärztehaus. Sie schlafen in Mehrbettzimmern, essen auf Biertischgarnituren und teilen sich wenige Sanitäranlagen. Ich habe den Eindruck, dass sich kaum jemand um sie kümmert. Die ständige Angst vor einer Abschiebung prägt ihren Alltag.
Meine Freundin versucht, den Geflüchteten Rückhalt zu geben. Sie geht mit ihnen zu Rechtsanwälten, bietet ihnen Gesprächskreise an, hält Deutschkurse und mietet die Turnhalle, damit sie Fußball spielen können. Hier blühen sie auf. Eine Menge Arbeit, die sie auf sich nimmt, aber gleichzeitig bekommt sie viel zurück.
Neulich veranstaltete sie ein besonderes Fußballturnier. Nicht nur die Äthiopier, sondern auch Deutsche nahmen daran teil. Wir hatten eine Menge Spaß. Ich lernte die Äthiopier als tolle Persönlichkeiten kennen und bekam Einblicke in ihr Leben. Verzaubert hat mich Imam, ein kleines Mädchen, das mit ihrem Bruder und ihrer Mutter das Turnier verfolgte. Ihre Mutter ist die einzige Frau unter den Äthiopiern, die es mit ihren Kindern bis nach Deutschland geschafft hat. Ihr Mann ist leider auf dem Weg verstorben.
Anschließend kochten die Geflüchteten für uns. Es gab eine Art Sauerteigfladen und verschiedene „Dips“ dazu, in die man das Brot hineintunkte. Ich setzte mich mit meinem Teller hin, doch Besteck fand ich keines. Amir, einer der Geflüchteten, erklärte mir, dass ich mit den Händen essen muss, so wie sie es in Äthiopien tun. Für meine ungeübten Hände war das eine Herausforderung.
Die Erfahrung, die ich mit diesen Menschen machen durfte, war sehr prägend. Ich denke oft daran, was die Menschen in ihrer Heimat durchmachen mussten und welche Strapazen sie auf sich genommen haben, um in dieses Land zu kommen. Ich hoffe, dass sie hier die Chance auf ein neues Leben bekommen.