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Freiwilligendienst im Ausland: Wegwandern

Blogger David mit einem Pappschild, auf dem MADRID steht.

Autor:
David

Rubrik:
auszeit nach dem abi

22.06.2020

Schon bei meiner Rückkehr im April las ich oft: „Routinen sind in unsicheren Zeiten wichtig“. Eine Routine, die ich daraufhin eher ungewollt entwickelte, war das Wandern am Sonntag mit einem Freund, der mich zu dieser Zeit eigentlich gerade in Peru besuchen wollte. Das Wandern wurde somit zu einem Ersatzurlaub für ihn und einer Ablenkungsbeschäftigung für mich.

Was ich mittlerweile weiß und bestätigen kann, ist, dass die Anwesenheit anderer bei Problemen jeglicher Art hilft. Man muss eigentlich gar nicht über das Thema reden. Für mich reichte das Gefühl, irgendwas zu machen. Das Wandern bietet für mich die optimalen Rahmenbedingungen, um auch tiefgründige Gespräche natürlich entstehen zu lassen. Mittlerweile sind es fast jede Woche 30 Kilometer, in denen wir reden, lachen, schweigen und stets weitergehen. Das Weitergehen nach Peru ist bei mir nun auch mehr oder weniger passiert. Wohin ich gerade gehe, ist mir dabei noch nicht klar: arbeiten, Studium und so. Dinge, die ich eigentlich möchte und mir nicht eingeredet werden….

Trotzdem sehne ich mich nach diesem ungreifbaren Gefühl der Entspanntheit und Zufriedenheit zurück, das ich in Peru erlebte. Im globalen Kontext scheinen diese „Probleme“ ein Zuckerschlecken zu sein. Aus dem Heim in Peru gibt es immer schlechtere Nachrichten: Die Lage wird zunehmend angespannter, da alle Kinder nun seit Monaten nicht mehr richtig vor der Türe waren. Ein Kind, das bereits im Dezember wieder zu seinem Vater gezogen ist, hat mir auf Facebook geschrieben, dass die Situation nicht leicht sei. Auch wenn ich nichts Konkreteres weiß, ist mir klar, dass der Vater vermutlich kein Geld mehr verdient und somit niemanden mehr ernähren kann. Was kann ich da tun?

Ich weiß es nicht. Sicher ist: In Peru habe ich Sinnvolleres geleistet als hier und es hat mich mehr erfüllt, als hier zu sein. Selbstverständlich habe ich hier meinen Freundeskreis und erlebe auch viele schöne Momente, aber trotz allen Widrigkeiten habe ich das Gefühl, in Peru intensiver und bewusster gelebt zu haben. Und jetzt wandere ich fleißig weg davon in etwas anderes, neues und doch so Altbekanntes…