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Gap Year: An die Substanz

Ein Porträt-Foto von Noah

Autor:
Noah

Rubrik:
orientieren

16.07.2019

Seit nun mehr fast sieben Monaten arbeite ich als Aushilfe in einer Bäckerei. Statt vielen Stempeln im Reisepass, habe ich eher Arbeitsstunden in meinem Gap-Year gesammelt. Wer hätte auch damit rechnen können, wie teuer so ein Jahr werden kann? Wobei, wenn ich ehrlich zu mir selbst gewesen wäre, dann hätte ich mir eingestehen müssen, dass ich die vielen Reisen, die ich geplant hatte, nicht aus eigener Kraft finanzieren kann. Der Job in der Bäckerei hat es mir ermöglicht, unabhängig zu sein, mit eigenem Geld zu haushalten und damit auch die eine oder andere Reise zu buchen.

Ich bin sehr froh, dass ich den Job bekommen habe, doch langsam habe ich genug davon. Mich stören immer mehr Sachen, zum Beispiel, dass anscheinend für die Kunden ein „Hallo“, „Bitte“ oder auch ein „Dankeschön“ Fremdwörter sind. Es fällt mir von Tag zu Tag schwerer, Motivation für meine Arbeit zu finden. Mir wurde klar, wie wichtig es ist, seinen Job wirklich zu lieben. Ich glaube nicht, dass Geld auch langfristig über solch eine Abneigung hinwegtäuschen kann. Natürlich wird es selbst im absoluten Traumberuf Tage geben, an denen man lieber einfach im Bett liegen bleiben würde. Doch generell sollest du dich eher schon am Freitag wieder auf den Montag freuen, als am Montag nichts anderes als den Freitag im Kopf zu haben. Diese Lektion habe ich in dem Jahr als Aushilfe gelernt. Trotzdem bin ich sehr dankbar über meine Zeit und verkaufe weiterhin mit einem Lächeln den Kunden ihr Lieblingsbrot und ihre Schwarzwälder Kirschtorte, selbst wenn ihnen wieder einmal das Zauberwort nicht über die Lippen kommen will.