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Gap Year: Tere!

Ein Porträt-Foto von Noah

Autor:
Noah

Rubrik:
orientieren

19.06.2019

„Tere! Kuidas läheb?“, das war Estnisch und bedeutet: „Hallo! Wie geht es dir?“ Wieso erzähle ich euch das? Nun, ich versuche seit zwei Monaten Estnisch zu lernen. Darüber sind viele Menschen in meinem Umfeld im ersten Moment erstaunt, manchen muss ich auch erst erklären, wo genau Estland liegt. Doch die Frage ist tatsächlich berechtigt, wieso lerne ich eine Sprache, die weltweit von nur 1,3 Millionen Menschen gesprochen wird? Dazu muss ich etwas weiter ausholen: Estland hat auf mich schon als Kind eine unfassbare Faszination ausgeübt. Egal ob Bilder des Landes im Internet, die Beiträge beim Eurovision Song Contest oder Reiseführer, die ich mir nur zum Anschauen gekauft hatte – ich war irgendwie verzaubert von dem kleinen baltischen Land. Meine Mutter und meine Schwestern erzählen noch bis heute auf Familienfeiern, wie ich mit neun Jahren einmal einen Zoo in Estland angerufen habe, nur um die Sprache zu hören. Über die Jahre ist meine Estland-Obsession etwas zurückgegangen, doch im vergangenen Jahr buchte ich einfach einen Flug nach Tallinn und verbrachte in der estnischen Hauptstadt vier Tage. Sofort wurde ich von der mittelalterlichen Altstadt und der wunderschönen Natur eingenommen. Mir war klar, ich muss hier nochmal hin, also verbringe ich im August eine Woche in Estland und fahre auch auf die größte Insel des Landes „Saaremaa“. Um dort ein bisschen besser mit den Einheimischen in Kontakt kommen zu können und auch ein kleinwenig, weil es im Lebenslauf cool aussieht, lerne ich im Selbststudium Estnisch. Leider ist die Sprache grammatikalisch sehr anspruchsvoll. Sie ist übrigens mit der ungarischen und der finnischen Sprache verwandt und sieht für deutsche Augen manchmal sehr witzig aus, „kuulilennuteetunneliluuk“ ist beispielweise ein bekannter estnischer Zungenbrecher. Dieses Wort beschreibt, die Luke, aus der eine Kugel herausfliegt, wenn sie einen Tunnel verlässt. Auch ist es nicht unüblich, wenn mehrere Umlaute auf einander folgen wie in „rääkima“ (sprechen) oder „kuu üür“ (Monatsmiete). Perfekt beherrschen werde ich die Sprache im August also nicht. Davon lasse ich mich aber nicht entmutigen und lerne fleißig weiter Vokabel wie „öö“ (Nacht), „küsimus“ (Frage), oder „Terviseks“ (Prost).