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Wandern für Anfänger

Porträt von Anna

Autor:
Anna

Rubrik:
orientieren

14.09.2024

Ich habe eine Freundin, die ich meistens nur einmal im Jahr bei einer Veranstaltung eines Vereins treffe, bei dem wir uns beide engagieren. Wir kennen uns schon seit vielen Jahren, auch unsere Eltern waren schon miteinander bekannt, noch bevor wir beide uns das erste Mal getroffen haben. Wir verstehen uns super, haben jedes Mal total viel Spaß und mit ihr zusammen lache ich überdurchschnittlich viel. Jedes Jahr versprechen wir uns, dass wir uns auch einfach mal so treffen und etwas unternehmen. Doch irgendwie hat das bisher noch nie geklappt, obwohl wir eigentlich nur eine halbe Stunde voneinander entfernt wohnen.

Dieses Jahr erwähnte sie halb im Spaß, halb ernst, dass sie total gerne mal in den Alpen wandern gehen würde, worauf ich meinte, dass ich da auf jeden Fall mitkommen würde. Ich muss zugeben, ich habe vermutet, es wäre wieder (wie all die Jahre zuvor) eine spontane Idee, die wir am Ende nicht umsetzen würden. Doch dann haben wir innerhalb von zwei Wochen den Urlaub geplant und gebucht. Wir waren zwar beide bei der Vorbereitung etwas überfordert: ich gehe mit meiner Familie öfters wandern, aber nur selten in den Alpen und meine Freundin überhaupt gar nicht in den Bergen. Daher war das Aussuchen der Hütten, das Rucksack packen und vor allem das Planen der Routen für uns beide Neuland. Ich muss zugeben, ich hatte auch etwas Bedenken, ob alles klappt oder eher ein mittelgroßes Desaster wird. Meine Freundin hatte, wie sie nach unserem Trip zugab, dieselben Sorgen.

Nichtsdestotrotz sind wir Freitagmorgen losgefahren und in das Berchtesgadener Alpenland gefahren. Wir sind auf die erste Hütte gelaufen und haben dort geschlafen, haben danach einen halben Tag am Königssee verbracht und im Tal gezeltet, bevor wir an Tag drei zum Watzmannhaus und Hocheck, einem der drei Gipfel des Watzmanns, der auch ohne Ausrüstung noch erreicht werden kann, aufgebrochen sind. Aufgrund eines Unwetters mussten wir den Gipfel auf den nächsten Tag verschieben. Da wir da jedoch da auch noch herunterlaufen und vor allem wieder heimfahren mussten, sind wir noch vor Sonnenaufgang losgelaufen. Das war zwar besonders am Anfang im Dunkeln eher abenteuerlich, hat sich jedoch zu hundert Prozent gelohnt.

Insgesamt war der ganze Urlaub ein voller Erfolg: ich hatte lange nicht mehr so viel Spaß und vor allem gute Gespräche, ohne mir gleichzeitig Gedanken und Sorgen um zehntausend Dinge des Alltags machen zu müssen. Und auch auf den Hütten waren alle Menschen total offen, wir haben stundenlang Kartenspiele mit Fremden gespielt, die am Ende des Abends dann Freunde waren. Meine Freundin und ich haben uns jedenfalls gegenseitig versprochen, nächstes Jahr wieder zusammen einen kurzen Urlaub zu machen. Dieses Mal bin ich auch zuversichtlicher, dass es klappt. Und ich freue mich auf jeden Fall jetzt schon darauf.