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Gap Year: Wie gewonnen so zerronnen

Ein Porträt-Foto von Noah

Autor:
Noah

Rubrik:
orientieren

01.03.2019

Nachdem ich das Praktikum beim ZDF beendet hatte, sollte es eigentlich direkt zwei Tage später mit dem nächsten Job weitergehen. Da mein Praktikum unbezahlt war, brauchte ich eine Einnahmequelle, um wieder ein paar Reserven auf mein Bankkonto zu spülen, das unter den vielen Reisen und den wenigen Zahlungseingängen gelitten hatte. Durch eine Freundin kam ich dann an die Nummer des Chefs einer Nudelmanufaktur in der Nähe. Er klang ganz zuversichtlich und meinte, ich solle doch einfach am Montag nach meinem Praktikum vorbeischauen.
Zuversichtlich ging ich an jenem Montagmorgen zu der Nudelmanufaktur, die keine fünf Gehminuten von meinem Zuhause entfernt liegt. Dort angekommen, traf ich nicht auf den am Telefon so sympathischen Chef, sondern nur auf verdutze Gesichter. Keiner wusste, dass ich komme, denn der Chef lag seit zwei Wochen im Krankenhaus. Die Assistenz der Geschäftsleitung meinte dann noch – zwar freundlich aber bestimmt, – dass gerade kein Bedarf an neuen Mitarbeitern besteht. Mein Bewerbungsgespräch endete also, bevor es angefangen hatte. Auf dem Heimweg konnte ich mir ein paar Tränchen nicht verkneifen. Denn meine gesamte Planung und meine Hoffnung auf finanzielle Entlastung waren innerhalb weniger Minuten dahin. Mit gesenktem Kopf ging ich durch den Tag: Auch so kann ein Gap-Year aussehen, manchmal steht man in einer Sackgasse und muss erstmal einen Ausweg finden.
Den Ausweg fand ich einen Tag später bei meinem Stammbäcker, der verzweifelt Leute für die Abendschicht bis 22 Uhr suchte. Da ich nicht wählerisch sein durfte, schrieb ich noch am selben Abend meine Bewerbung. Schon eine Woche später erhielt ich einen Arbeitsvertrag und durfte dort als Verkäufer anfangen. Ich freute mich auf die neue Arbeit und die dadurch gewonnene Freiheit.