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Gap Year: Darf es sonst noch etwas sein?

Ein Porträt-Foto von Noah

Autor:
Noah

Rubrik:
orientieren

18.03.2019

Wenn mir jemand vor einem Jahr gesagt hätte, in meinem Gap-Year würde ich eine Zeit lang als Verkäufer in einer Bäckerei arbeiten, hätte ich ihn für verrückt erklärt. Doch jetzt stand ich in der Filiale einer Bäckerei und verkaufte alles, was das Brotregal hergab. Ich muss zugeben, ich hatte den finanziellen Aufwand eines Gap-Years unterschätzt und bin daher sehr froh über die Möglichkeit, etwas Geld zu verdienen. Außerdem finde ich die Arbeitszeiten nicht schlecht. Da sich die Bäckerei zusammen mit einem Supermarkt in einem Gebäude befindet, haben wir bis 22 Uhr geöffnet. Die Spätschicht ist bei meinen ausschließlich weiblichen Kolleginnen nicht beliebt, da viele Kinder und einen Ehemann zu Hause haben. Mir kommt diese Schicht hingegen ganz gelegen.
Ich bin übrigens der allererste Mann, der dort als Verkäufer arbeitet. Das sorgt auch bei vielen Kunden erstmals für Verwunderung, anscheinend ist es immer noch für viele komisch von einem Mann sein Baguette zu bekommen, zumindest in meiner Heimatstadt mit 15.000 Einwohnern. Aber nicht nur mein Geschlecht sorgte bei dem einen oder anderen Kunden für Verwunderung. Da meine Mutter fast 30 Jahre lang einen Blumenladen bei uns im Ort hatte, erkennen mich viele Menschen. Sobald sie mich der richtigen Familie zugeordnet haben, gehen die Fragen los: Ob ich hier eine Ausbildung mache? Wie es meiner Mutter geht? Und ob mein Opa noch Auto fährt? Es sind meistens dieselben Fragen und Geschichten, die ich schon am zweiten Tag etwas nervig fand. Aber über so etwas sehe ich gerne hinweg und genieße zum ersten Mal in meinem Leben Dinge wie bezahlten Urlaub und feste Arbeitszeiten.