Rubrik:
auszeit nach dem abi
04.06.2025
Autor:
Antonia
Rubrik:
auszeit nach dem abi
04.06.2025
In zwei Wochen geht mein Flug zurück in die Heimat. Ein Tag, auf den ich mit gemischten Gefühlen blicke. Ich bin ehrlich: Es gab mehrfach Zeiten hier in Irland, in denen ich den Flug am liebsten vorzeitig gebucht hätte. Aber jetzt, wo die Zeit gekommen ist, ist ein komisches fast schon wehmütiges Gefühl in mir.
Ich freue ich mich darauf, meine Familie und Freunde wiederzusehen und mein „altes Leben“ mit ihnen wiederzuhaben. Ich freue mich darauf, wieder zuhause auf dem Hof zu sein und auf das Essen zuhause. Ich freue mich darauf, wieder Auto zu fahren und flexibel und unabhängig von anderen Menschen zu sein. Denn irgendwann nervt es echt, immer jemanden fragen zu müssen, ob man gebracht werden kann. Ich könnte diese Liste sehr lange weiterführen, denn es gibt unendlich viele Dinge, auf die ich mich freue. Ich habe das Gefühl, dass ich alles, was ich zuhause habe, erst durch meine Zeit in Irland wertzuschätzen gelernt habe. Vorher habe ich das meiste als selbstverständlich wahrgenommen.
Aber trotzdem ist da ein ganz komisches Gefühl in mir, wenn ich an meinen Abschiedstag denke. Denn auch wenn meine Zeit hier nicht immer einfach war, habe ich mir hier quasi ein zweites Leben aufgebaut. Es fühlt sich ein bisschen so an, als würden beide Leben existieren, aber gegenseitig nichts voneinander wissen.
Ich weiß, dass diese Zeit in Irland hier nie wiederkommt. Wahrscheinlich ist das der Grund, weshalb der Abschied von zuhause so viel einfacher war. Denn ich wusste, dass ich nach acht Monaten in mein Leben zuhause zurückkehren werde. In mein Leben in Irland werde ich hingegen nie zurückkehren können. Keine Abende am Strand mehr mit meinen Freunden, keine Wochenendtrips mehr durch Irland, keine Partys im Pub mehr. Vor allem aber ist es ein komisches Gefühl, meine Gastfamilie und besonders das Kind, mit dem ich so viel Zeit verbracht habe, zu verlassen, nachdem man so eine lange Zeit hier gelebt hat und ein wenig Teil der Familie geworden ist. Ich kann natürlich zu Besuch kommen. Aber hier wird vieles anders sein und wird sich das Kind überhaupt an mich erinnern können?
Irland als Land wird mir auch fehlen. Ich habe die grüne Insel und vor allem die Menschen hier wirklich in mein Herz geschlossen. Ich lebe hier direkt an der Atlantikküste. Wenn mir das jemand vor zwei Jahren erzählt hätte, hätte ich es wahrscheinlich nicht geglaubt. Auch ist es komisch die Freundschaften, die in Irland entstanden sind, jetzt in Deutschland fortzuführen. Komisch aber definitiv machbar! Ich blicke also mit gemischten Gefühlen auf diesen einen Tag. Aber ist es nicht eigentlich ein gutes Zeichen, wenn ein Abschied schwerfällt? Es zeigt, dass man etwas oder jemanden wirklich gerne hat. Und ich kann definitiv sagen, dass ich froh bin, dieses „zweite Leben“ gelebt zu haben.
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