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Master live: Digitale Kultur

Foto von abi>> Blogger Ferdinand

Autor:
Ferdinand

Rubrik:
studium

12.06.2020

Vor Kurzem habe ich an dieser Stelle noch von einer Lesung berichtet und habe dabei bereits auch schon meine Vorfreude auf die bevorstehenden Kulturveranstaltungen zum Ausdruck gebracht. Und dann das: Die Pandemie, nichts geht mehr, Kulturveranstaltungen werden abgesagt, verschoben, gestrichen – oder es finden sich eben andere Formate.
Während ich in der Heimat noch bei einem live-gestreamten Scooter-Konzert saß und über die schlechte Internetverbindung fluchen musste, ist hier in Wien mit der flüssigen Internetverbindung der Weg für heimische Kulturerlebnisse geebnet. Und so „gehe“ ich ab und an in ein Klavierkonzert, ins Theater oder Kino.
Ein Vorteil der schönen, neuen digitalen Welt ist, dass man bei Veranstaltungen dabei sein kann, die an ganz anderen Orten stattfinden. So konnte ich beispielsweise beim Übersetzungsdonnerstag, einer Online-Lesung des Prager Goethe-Instituts, dabei sein. Die Grenzen, gerade undurchdringbar und mit einem Male von unangenehm einschneidender Relevanz für mein Leben, werden so immerhin ein bisschen durchlässiger. Auch das Tschechische Zentrum in Berlin hat eine tolle Initiative ins Leben gerufen, welche ich mit Aufmerksamkeit verfolge: So schreiben in den deutsch-tschechischen Corona-Geschichten Woche für Woche Schriftsteller aus beiden Ländern über ihre Erlebnisse mit der Pandemie. Die Sehnsucht nach einem Besuch in Prag mildert das zwar nicht, doch muss ich beim Lesen oft herzlich Lachen und die Situation wird zumindest ein wenig erträglicher.
Bei all den tollen Formaten kommt bei mir aber mitunter auch schon digitaler Stress auf. Am Rechner verbringe ich gerade sowieso viel zu viel Zeit und dann am Abend auch noch eine Online-Veranstaltung besuchen? Nicht selten werde ich zudem vor die Wahl gestellt, für welches Format ich mich entscheide: So kommt es schon vor, dass ein Bekannter zu einer Online-Diskussion einlädt, eine Freundin ein Online-Theaterfestival organisiert, während ich auch noch mit einem Freund zum Skypen verabredet bin. Da bleibt nur zu hoffen, dass schon bald wieder „echte“ Kulturveranstaltungen möglich sein werden – nicht daheim am Rechner, sondern in den Kinos, Theatern, Opern und Kaffehäusern Wiens, Europas und der Welt.