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Kein Balkon, dafür Prosecco

Ein Porträt von Blogger Noah

Autor:
Noah

Rubrik:
studium

05.06.2025

In einem meiner letzten Blogartikel habe ich bereits von der Wohnungssuche in Bratislava berichtet. Damit ihr jetzt nicht extra zurückklicken müsst, hier die Kurzfassung: Bevor ich richtig in der Stadt angekommen bin, habe ich mir mit zwei anderen Studierenden zunächst eine Übergangswohnung gemietet – in der Hoffnung, vor Ort etwas Dauerhaftes zu finden. Nach ein paar zwielichtigen Inseraten landete ich schließlich bei Andrea, deren Anzeige vielversprechend klang. Ob sie auch gehalten hat, was sie versprach? Nun ja – fast.

Ich war sehr optimistisch, dass schon alles klappen würde. Bis sich Andrea, rund eine Woche vor Einzug, mit einer kleinen, aber nicht unwichtigen Nachricht meldete: Der Balkon sei weg. Was war passiert? Ihr aktueller Mieter kam abends von der Arbeit zurück – und stellte fest, dass über den Tag hinweg der gesamte Balkon einfach verschwunden war. Die Hausverwaltung hatte kurzfristig die Genehmigung zur Gebäudedämmung erhalten und legte direkt los. Die Info dazu: als Aushang im Eingangsbereich, ausschließlich auf Slowakisch. Mein Vormieter? Sprach natürlich kein Wort Slowakisch. Die Folge: Schock statt Sonnenuntergang auf dem Balkon.

Und nun stellte Andrea mir die entscheidende Frage: Willst du trotzdem einziehen? Ich hatte die Wahl: wie geplant einziehen, mit gelegentlichem Baustellenlärm und Warmwasser-Ausfällen – dafür 10 Prozent Rabatt. Oder meine Anzahlung zurück und mir innerhalb einer Woche eine neue Bleibe suchen. Ich entschied mich blitzschnell für Option eins. Mit Schlafmaske und Ohropax bin ich schließlich besser gegen Lärm gewappnet als gegen spontane Wohnungssuche in einem fremden Land.

Am Tag des Einzugs stand ich mit viel zu schwerem Gepäck vor dem sehr sowjetisch anmutenden Wohnblock namens „Tupolevova“. Andrea öffnete mir über die Gegensprechanlage und fünf Minuten später stand ich in der Wohnung – frisch renoviert, viele Duftkerzen, eine phänomenale Küchenausstattung von Sandwich-Maker bis Wok. Ich war erleichtert: keine Abzocke, keine Luftnummer, einfach nur Glück gehabt – mit einem kleinen Hauch Baustellenatmosphäre.

Andrea und ihr Mann verabschiedeten sich und ich hatte die Wohnung für mich allein. Zur Feier des Tages kochte ich erstmal eine große Portion Spaghetti Bolognese. Für den nächsten Abend lud ich direkt eine Freundin ein – um mit ihr mit Prosecco darauf anzustoßen, dass ich wirklich nicht über den Tisch gezogen wurde. Und was die Baustelle angeht: Die störte mich kaum. Im Gegenteil – sie hatte sogar einen entscheidenden Vorteil. Das zweite Zimmer der Wohnung – das mit dem nun fehlenden Balkon – konnte nicht vermietet werden. Und so hatte ich die meiste Zeit über das gesamte Apartment für mich allein. Manchmal darf man bei der Wohnungssuche auch einfach Glück haben.